Die Zahl der aktiven Riester-Verträge geht zurück – das zeigen aktuelle Statistiken. Schon seit einiger Zeit steht das Riester-Konzept in der Kritik. Wie geht es nach der Wahl weiter?
Riester-Bestand schrumpft
Dem Bundesamt für Arbeit und Soziales (BMAS) zufolge schrumpft die Anzahl der aktiv besparten Riester-Verträge derzeit. Nach einem Höchststand von mehr als 16,5 Millionen Verträgen im Jahr 2016 stehen nunmehr knapp 16 Millionen aktive Riester-Verträge auf dem Papier. Ein Großteil entfällt dabei auf Versicherungsverträge. Den zweitgrößten Anteil nehmen Investmentfondsverträge ein, gefolgt von Wohn-Riesterverträgen. Das Bundesamt warnt jedoch davor, aus der Statistik Rückschlüsse auf die Anzahl der tatsächlich sparenden Riester-Kunden zu ziehen. Denn eine einzelne Person könne mehrere Verträge beziehen oder die Verträge dauerhaft ungefördert lassen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Person den Vertrag abschließt, die nicht förderberechtigt ist.
Das planen die Parteien
Im alten Koalitionsvertrag war die Reform der Riester-Rente eigentlich bereits festgeschrieben. Dazu kam es nun nicht, die Bundestagsparteien sondieren derzeit die Lage. Möglich sind nach aktuellem Standpunkt vor allem zwei Konstellationen: Jeweils FDP gemeinsam mit den Grünen, und dann entweder mit der Union oder der SPD. Welche Pläne die Parteien mit der Riester-Rente haben, untersuchte zuletzt der VOTUM Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen in Europa e.V. Zusammengefasst planen die möglichen Regierungsparteien:
CDU/CSU: Die Union plant ein obligatorisches staatlich gefördertes Standardprodukt ohne Abschlusskosten und mit Opt-Out-Option. In der Branche würde das eine Abschaffung von Riester mit sich bringen. Außerdem würde wegen der wegfallenden Abschlusskosten ein Zwang zur Honorarberatung entstehen.
SPD: Bei der SPD steht statt Riester ein digitales Standardprodukt auf dem Plan, verwaltet von einer öffentlichen Institution. Förderung sollen dabei nur die mittleren bis unteren Einkommensgruppen erhalten. Das würde eine Zukunft ohne Riester, ohne private Angebote und ohne Vertrieb bedeuten.
Die Grünen: Die Grünen wollen einen öffentlich verwalteten Bürgerfonds, bei dem ebenfalls eine Opt-Out-Option besteht. Der Schwerpunkt soll auf ESG-Investitionen liegen, bestehende Riester-Verträge werden dabei ins neue System integriert. Dem VOTUM Verband zufolge löst das eine Verdrängung der privaten Altersvorsorge aus. Außerdem entfällt das Neugeschäft Riester.
FDP: Und bei der FDP ist die Einführung eines Altersvorsorge-Depots vorgesehen, das Zulagenförderung und Steuervorteile beinhaltet. Alle Erwerbstätigen sollen darauf Zugriff haben, außerdem will die FDP die Anlagevorschriften für Versicherer und Pensionswerke lockern. Laut VOTUM würde das eine Renaissance der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge auslösen.
Reform statt Abschaffung
Ginge es nach den deutschen Versicherern, so bliebe die Riester-Rente bestehen – durchliefe aber eine Reform. Dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zufolge existiert bereits seit 2019 ein Reformplan, der zum Beispiel ein kostengünstigeres Riester-Standardprodukt beinhaltet. „Es soll sowohl der rein digitale Zugang zum Produkt ebenso wie der Zugang zu einer persönlichen Beratung und Betreuung im Sinne einer ganzheitlichen Altersvorsorge möglich sein“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV, dazu.
In jedem Fall liegt der Ball nun einmal mehr bei der Politik. Je nachdem, welche Koalition sich findet, kann die Zukunft der Riester-Rente in gegensätzliche Richtungen laufen.
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