Das Schöne an Ostfriesland: „Du kannst am Montag schon sehen, wer am Sonntag zu Besuch kommt“. Die NewFinance besuchte den Norden ebenfalls. Das konkrete Ziel: Die NV-Versicherung am Neuharlingersiel. (Von) hier startete das Ostfrieslandprojekt initiiert von FinFluencer und Experte für Tauchversicherungen Timo Vierow. Ein Event, das für uns kurz weilte, aber nachhaltig Eindruck macht.
Wo Ideen geboren UND umgesetzt werden
Leuchtend gelbe Rapsfelder, aus denen Windräder beinahe majestätisch hervorragen, Schafherden, die auf den saftig grünen Wiesen grasen, kreisende Möwen über dem Wattenmeer und ab und an ein Hase, der – im besten Fall – die Straße vor der Hauptverwaltung der NV Versicherung passiert. Und: Flachland, soweit das Auge reicht. Aus bayerischer Sicht – subjektiv betrachtet – vermeintlich etwas zu weit. Die Idylle lässt sich aber nicht leugnen, während die letzten Sonnenstrahlen des Tages durch die Wolken brechen. Ein Bild, das nicht die Kulisse eines Films bot, sondern den örtlichen Rahmen zur Idee „Ostfrieslandprojekt“. Taucher und Vermittler Timo Vierow traf sich vor Ort mit NV-Vorstand Henning Bernau. Ein Meeting, das Taten folgen ließ, dessen Ausmaße sich die Branchenkollegen zu diesem Zeitpunkt kaum bewusst sein konnten.
Denn: Timo Vierow machte aus dem bestehenden Projekt „bessergrün“, den inoffiziellen Titel „besserblau“. Eine Tauchaktion, gemeinsam mit Ghost Diving Germany, die die Nordsee von Geisternetzen, also herrenlosen Netzen, die sich an Schiffswracks verfangen haben und dadurch eine Gefahr für die Umwelt bieten, zu befreien. Ein Novum, selbst für die erfahrenen Unterwasseraktivisten. Monate später finden wir uns, das Team der NewFinance, gemeinsam mit Timo Vierow, seinem Tauchteam aus Ghost Divern sowie Branchen- und Pressekollegen rund 20 Kilometer vor der ostfriesischen Küste wieder.
Von 30 bis 300 Kilogramm an Netz
„Die Menge war zwar ausbaufähig, aber zufriedenstellend für heute“, resümiert Timo Vierow über Tag eins des Ostfrieslandprojekts. Gemeint ist die Menge an geborgenen Geisternetzen. Rund 30 Kilo fischten er und sein Team – nach „Abtropfgewicht“ wohlgemerkt – am Montag, den zweiten Mai 2022 aus der Nordsee. Einen Tag später, birgt die Crew aus – mal mehr, mal weniger – 15 Leuten schon über 100 Kilo an Netzen. Für die Taucher besteht an diesen ersten Tagen noch Luft nach oben. Aus vorherigen Tauchprojekten wissen sie: Etwa 300 Kilogramm Netz innerhalb zwei bis drei Tagen zu bergen ist nicht ungewöhnlich. Und auch für diese Woche rechnen sie sich ähnliche Erfolge aus.
Ghost Net Busters
Doch wie findet das Team entsprechende Netze überhaupt? Ein besonderer Knackpunkt: Der enge Austausch mit dem Netzwerk. Vor allem Fischer informieren Derk Remmers, einen der Hauptverantwortlicher von Ghost Diving Germany, über Auffälligkeiten auf dem Echolot. Für den Laien: Ein technisches Gerät, das durch Aussendung sowie den Empfang von Schallwellen die Entfernung von Gegenständen, beziehungsweise möglichen Hindernissen misst. Während Fischer das Gerät zum Ausmachen von Fischschwärmen nutzen, ermitteln die Taucher, ob an genannter Stelle tatsächlich ein Wrack liegen könnte. Denn: An eben jenen verfangen sich die Netze, nachdem die Strömung sie durch die Meere trägt. Erst einmal auf See, können diese Netze Tiere und Pflanzen – teils tödlich – verletzen. Für die Taucher ist darum die Zeit ein entscheidender Faktor.
So auch in dieser Woche. Ein weiterer Tauchgang findet unmittelbar nach Auslotung des Wracks statt. Die besondere Herausforderung während des Ostfrieslandprojekts: Mit die härtesten Bedingungen für Taucher. Neben schlechter Sicht erschweren vor allem die Gezeiten die Aktion. Maximal 60 Minuten Tauchzeit stehen dem Team zur Verfügung, nachdem sie Wrack – und somit auch die Netze – ausgemacht haben. Anschließend setzen Ebbe oder Flut ein. Die Strömung wird zu stark. Um diese entsprechend zu messen, positionieren die Taucher zwei Strömungsbojen, verbunden mit einer Schnur. Nimmt die Strömung ab, berühren sich die Bojen, es herrscht Stauwasser. Das bedeutet: Ebbe und Flut halten sich die Waage, ein Tauchgang ist möglich. Die Uhr tickt währenddessen bereits. Die Taucher prüfen ihre Geräte, und sobald das Go erfolgt, machen sie sich in Zweier- bis Dreierteams auf den Weg unter Wasser.
Die Rollenverteilung ist dabei klar, wechselt jedoch während eines Tauchgangs: Ein Arbeiter löst die Netze vom Wrack. Unterstützt wird er oder sie dabei durch den Support, während der Supervisor die beiden anleitet und die Hebesäcke positioniert, an denen die Netze später auftreiben. Alle fünf Minuten erfolgt ein Blick auf die Uhr – der Safety Check. Denn, so Derk Remmers:
„Sicherheit ist das Allerwichtigste für uns.”
Teamwork makes the Dream Work
„Ich nenne den Supervisor auch gerne Engel, weil er sozusagen unter Wasser über den Dingen schwebt“, erklärt Nelson Marciano, einer der Ghost Diver.
An Land arbeitet er im Online Marketing. Taucher ist er seit sechs Jahren, Ghost Diver seit etwa drei. Einer seiner Tauchkollegen, Sean Romanovski, ist Auszubildender als Zerspanungsmechaniker. Parallel betreut er den Social Media Account für Ghost Diving Germany. „Sie sind nicht normal, aber arbeiten trotzdem“, scherzt Timo Vierow augenzwinkernd über seine Tauchkollegen. Sie lachen und nicken wissend. Und so ganz „normal“ ist das, was sie da tun wirklich nicht. Das wird auch uns – anerkennend – sehr schnell deutlich. Ebenso wie Timo Vierow selbst sind sie keine Berufstaucher sondern mehr „tauchende Hobby-Profis“. Als sie beim Grillen in der NV-Hauptverwaltung beginnen zu erzählen, kann ich nicht anders, als zum Stift zu greifen und auf Cocktailservietten erste Notizen zu machen. Zu spannend ist es zu hören, wie und warum sie sich Timo Vierow angeschlossen haben, um gemeinsam nach den Geisternetzen zu tauchen. Bis zu vier Wochen „opfern“ sie den Ghost Diving Projekten im Jahr. Im Fall Ostfrieslandprojekt sind es fünf Urlaubstage, die sie für den Umweltschutz nutzen.
„Für mich persönlich geht es neben dem Großen und Ganzen darum, etwas für die Umwelt zu tun, auch um die Gemeinschaft“, bekräftigt Nelson Marciano.
Kai Wallasch, ein weiterer Hauptverantwortlicher von Ghost Diving Germany, betont indessen, dass alle Taucher des Projekts hochqualifiziert sind. “Wir befinden uns beim Ghost Diving auf einem Level, das mit Sporttauchen nichts mehr zu tun hat. Darüber hinaus sind alle Taucher in speziellen Trainings zur Bergung der Netze ausgebildet.”
Eine Gemeinschaft, die Timo Vierow in dieser Woche von der Wasseroberfläche aus unterstützt. Er ist verschnupft, kann daher nicht selbst mittauchen. Ein Wermutstropfen, der sich für ihn jedoch schnell als günstig herausstellte: „Es war die vernünftige Alternative an Bord zu bleiben und stattdessen Telefondienst zu machen“. Nicht zuletzt die vielen An- und Rückfragen bestätigen: Hierbei handelt es sich um etwas Großes, etwas Nachhaltiges. Ausmaße, die unsere Branche in einem nachhaltigen Kontext noch nicht kennt. Auch, wenn Nachhaltigkeit – siehe „bessergrün“ – immer weiter in den Fokus rückt.
Safety first – für Mann und Magen
Wie bedeutend das allgemeine Interesse – auch über den Versicherungstellerand hinaus – ist, zeigt sich am Mittwoch, den 4. Mai, an Bord der „Horizont“. Gemeinsam mit unseren Pressekollegen bekommen wir zunächst eine Einweisung zum Tagesablauf von Timo und Tauchern. Es folgt das Safety Briefing für die Crew. Zeit, die wir parallel nutzen, um die prophylaktischen Reisetabletten zu nehmen. „Gestern haben die Tabletten so viel geholfen wie Kaugummi bei Achselschweiß”, lässt uns Timo Vierow belächelnd wissen, während wir hoffen, „den guten Stoff” zu haben. Auch mit der Makrele vom Frühstücksbuffet wollten wir unsere bayerischen Mägen an diesem Tag vorsichtshalber nicht überfordern.
Am Vortag war die See so rau, dass – ausgenommen der Besatzung – beinahe alle Passagiere über der Reling hingen. Selbst die Kaffeemaschine der Bordkombüse litt unter dem Wellengang. „Borderline Bedingungen” nennt es Derk Remmers. Mit dem gleichnamigen Song von Madonna im Ohr, hoffen wir indessen, dass sich die Prognosen einer ruhigeren Nordsee am heutigen Mittwoch bewahrheiten. Ebenso sind wir gespannt auf das, was wir beobachten dürfen. Ob der noch graue Himmel aufklart und ob wir (wie angekündigt) Robben zu Gesicht bekommen. Natürlich ohne sie zu „füttern”.
Eine Handbreit Wasser unterm Kiel
Manchmal braucht es eben Glück. So auch für das Ostfrieslandprojekt. Auf Grund der unberechenbaren Gezeiten entscheiden sich die Aktivisten in der Regel meist relativ spontan für einen Tauchgang. Unmöglich bei einem Projekt dieser Größenordnung. Die Ghost Diver nehmen sich Urlaub, Boote sowie deren pro bono arbeitenden Skipper sind zu organisieren. Ebenso die teilnehmenden Beobachter. Immer mit dem Risiko, das Event kurz vorher absagen zu müssen. „Wir haben mit bessergrün bereits über 100.000 Bäume gepflanzt. Nun wollten wir in die Nordsee und den Kunden selbstverständlich auch zeigen, dass das Projekt funktioniert”, beschreibt Henning Bernau, Vorstand der NV-Versicherung und Mitwirkender des Projekts, seinen Ansporn hinter der aufwendigen Planung.
An diesem Tag läuft unser Boot aus, die Stimmung an und unter Deck ist vorfreudig. Auf Höhe der ostfriesischen Inseln zeigt sich jedoch schnell: Der Wellengang ist auch heute nicht besonders sanft. Henning Bernau, der sich noch von den Borderline Bedingungen des Vortags erholt, entscheidet daher gemeinsam mit dem Kapitän: Zum Wohle der Passagiere folgen wir den anderen Booten nicht ganz bis zum heutigen Tauchpunkt – ein Wrack aus dem Jahr 1964, in rund 20 Metern Tiefe. Die Besonderheit daran: Da es sich unterhalb einer früheren Schifffahrtslinie befindet, wurde es gesprengt. Das könnte die Bergung der Geisternetze erschweren.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Bei der Rückkehr in den Hafen berichtet uns ein bestens gelaunter – und durch die Nordseesonne inzwischen gut gebräunter – Derk Remmers: „Wir hatten quasi Geburtstagsbedingungen.” Die Taucher konnten ihre Shotline, eine Leine mit Anker zum Abtauchen, perfekt platzieren. Und auch Geisternetze beförderten sie zuhauf an die Wasseroberfläche, wo sie dann eines der Schiffe aufnahm. Und das Wichtigste: Die Tauchärztin an Bord musste nicht zum Einsatz kommen. Somit ein erfolgreicher Tag für alle Teilnehmenden: Erneut weniger Geisternetze in der Nordsee, die Flora und Fauna schaden und – in Form von Mikroplastik – irgendwann auch dem Menschen. Und – wenn auch weit unbedeutender: Die NewFinance hat die Schiffstour ohne Seekrankheit überstanden.
Ein großer Schritt für uns alle
Unser Fazit: Mit dem Ostfrieslandprojekt vereint Timo Vierow – einmal mehr – nicht nur die Zielgruppe Taucher mit der Versicherungsbranche, er bewirkt auch nachhaltig etwas für die Umwelt. Er trägt seinen Teil dazu bei, die Versicherungssparte vom Vorwurf Greenwashing rein zu waschen, packt an und springt – im wahrsten Sinne des Wortes – ins kalte Wasser, um etwas zu bewegen. Er definiert mit, was es bedeutet, FinFluencer zu sein und warum der Berufsstand des Versicherungsvermittlers keiner zum Weggucken ist. Zudem ermöglichte er einem Teil der NewFinance eine einmalige Ostfrieslanderfahrung, nach einer Odyssee norddeutscher Eisenbahnromantik mit der DB Regiobahn – wenn man sich auf eines verlassen kann, dann die Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn. Gelohnt hat es sich zweifelsohne allemal. Nicht nur für uns, sondern mit Sicherheit auch für die Branche.
Titelbild: © NewFinance Mediengesellschaft mbH