In der neuesten Runde seiner Interview-Reihe mit Entscheidungsträgern und Meinungsmachern der Branche verschlug es Felix Anthonj nach Franken. Genauer gesagt nach Nürnberg, Heimat der Nürnberger Versicherung. Dort traf er sich mit Vorstandsmitglied Harald Rosenberger. Wie sieht das zukünftige Geschäftsmodell der Leben-Sparte aus? Und welche Digitalisierungsstrategie soll das garantieren?
Überall Ökosysteme?
Rosenbergers Vision für die Zukunft der Biometrie in Deutschland ist klar. Er will ein „Ökosystem aufbauen, in dem es gelingt, dass die Menschen immer arbeitsfähig sind“. Für alle Fälle, die dieses System nicht abdecke, würde der Versicherer dann einspringen und die Menschen auffangen. Anthonj hakt kritisch nach: „Wie viele Ökosysteme brauchen wir eigentlich“, will er vom Vorstandsmitglied wissen. Schließlich plane ja gerade jeder Versicherer den Aufbau eines Ökosystems.
Es kann nicht nur einen geben
Rosenberger betont daraufhin, dass es nicht sein Ziel sei, alleine mit der Nürnberger Versicherung solch ein System aufzubauen. Vielmehr müsse die Branche sich dafür zusammentun. Dabei zieht er den Vergleich zu einem „Werkstattnetzwerk“, von denen es in Deutschland auch zwei oder drei parallel existierende gebe. Aber: „Ich bin da sehr vorsichtig, denn es ist ein Mega-Buzzword geworden“, erklärt Rosenberger.
„Wenn ich behaupten würde, ich will das Ökosystem besitzen, dann ist implizit dabei, dass ich mit keinem Versicherer zusammenarbeiten könnte. Und das ist Quatsch.“
Im Vertrieb der Lebenssparte erwartet er zwar Veränderungen. Aber wie viele der vorherigen Gesprächspartner betont auch er die beständige Rolle des persönlichen Vertriebs. Die Interaktion zwischen Menschen bleibe aus seiner Sicht weiterhin im Mittelpunkt.
„Dass die Vermittler dort verschwinden sehe ich nicht.“
Lohnt es sich für die Nürnberger Versicherung direkt an der Kundenschnittstelle zu sitzen? Für Rosenberger steht hier insbesondere eine Überlegung im Mittelpunkt: Kann ich meinen Kunden verstehen, ohne an der Schnittstelle zu sein? Für ihn ist die Antwort klar: „Wir müssen die Kundenschnittstelle mit besetzen, um unsere Produkte so gestalten zu können, dass sie endnutzerfreundlich sind.“
„Vom Cost zum Profit-Center?“
Welche Unterschiede sieht Rosenberger zwischen einem Rückversicherer wie der Munich Re, bei der er zuletzt als Head of Innovation tätig war, und der Nürnberger Versicherung in Sachen Digitalisierung? Und was hält er von der Strategie IT-Dienstleistern aufzukaufen und so ein neues wirtschaftliches Standbein aufzubauen? Das und mehr erklärt er im Video unter dem Beitrag.
Titelbild: ©Flexperto ; Beitragsbild: ©Nürnberger Versicherung; Video: © Flexperto