Immer mehr Menschen investieren in ETFs. Doch genau wie bei traditionellen Börsenprodukten wird die Rendite in aller Regel ungeachtet sozialer oder ökologischer Standards erzielt. Aber gibt es überhaupt bereits nachhaltige Exchange Traded Funds?
Interesse an ETFs steigt enorm
Satte 5,1 Billionen US-Dollar flossen laut Angaben der Deutschen Bundesbank allein im Ersten Halbjahr des Vorjahres in ETFs. Zum Vergleich: 2009 waren es lediglich 0,7 Billionen. 2018 machten börsengehandelte Indexfonds, die die Wertentwicklung eines Index wie beispielsweise des DAX‘, abbilden damit aufgerundet 14 Prozent des international ausstehenden Vermögens aller Investmentfonds in Höhe von 37,1 Billionen US-Dollar aus. Hinzu kommt, dass passiv verwaltete Indexfonds als relativ sicher und günstig gelten und so auch weniger finanzstarken Personen eine attraktive Anlagemöglichkeit bieten.
Risikostreuung bedeutet häufig zweifelhafte Standards
Angesichts der beachtlichen Entwicklung und des damit zunehmenden Einflusses von Exchange Traded Funds, stellt sich die Frage, ob es auch Angebote für ökologisch und sozial bewusste Anleger gibt. Grundsätzlich empfehlen Finanzratgeber eher Indices, die möglichst viele Unternehmen und Länder abdecken, um das Risiko zu streuen. Dies bringt aber auch den deutlichen Nachteil mit sich, dass unter tausenden Firmen auch große Umweltverschmutzer und Menschenrechtsverletzer dabei sind.
Kriterien nachhaltiger Anlagen
Allerdings gibt es inzwischen durchaus Anlagemöglichkeiten, die bestimmte Kriterien an Investments anlegen, auch wenn diese nicht einheitlich sind. So werden etwa häufig Aktien von Unternehmen aus der Atom-, Rüstungs- oder Erdölindustrie ausgeschlossen. Des weiteren gibt es Fonds, die auf konkrete Branchen – wie zum Beispiel erneuerbare Energien – spezialisiert sind. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, da diese ihrem Investitionsfeld entsprechend besonders krisenanfällig sind.
Best-in-Class-Ansatz
Eine weitere Variante stellen Fonds dar, die einen sogenannten Best-in-Class-Ansatz verfolgen; dabei wird aus einem großen Anlageuniversum von etwa 2500 der weltweit größten Konzerne diejenigen Unternehmen ausgewählt, die die besten Nachhaltigkeitsleistungen ihrer Branche erbringen. Diese Unternehmen sind üblicherweise zwar keine „nachhaltigen“, wirtschaften jedoch in vielen Bereichen der Unternehmensführung und des Kerngeschäfts möglichst umwelt- und sozialverträglich.
7 ausgewählte nachhaltige ETFs
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- UBS ETF MSCI World Socially Responsible UCITS ETF A
- iShares Dow Jones Global Sustainability Screened UCITS ETF
- BNP Paribas Easy MSCI Emerging Markets SRI
- Lyxor MSCI EM ESG Trend Leaders
- BNP Paribas Easy Low Carbon 100 Europe UCITS ETF
- BNP Paribas Easy MSCI EMU ex Controversial Weapons
- BNP Paribas Easy MSCI Europe Small Caps Ex CW UCITS ETF
(Quelle: boerse.ARD.de)
Beispiel aus MSCI-World-Index
Ein konkretes Beispiel für einen Exchange Traded Fund, der einige Mindeststandards der Nachhaltigkeit einhält, ist der UBS MSCI World Socially Responsible ETF. Dieser meidet Investitionen in die Rüstungsindustrie, Atomenergie, Kinderarbeit, Unternehmen im Verdacht, von Kinderarbeit zu profitieren, Agrartechnik, Glücksspiel und sogar Alkohol und Tabak. Mit knapp 400 indexierten Aktien aus 23 Ländern ist der Fonds sogar relativ risikoarm gestreut. Allerdings wird der Sparplan in Deutschland bisher nur von den Sparkassen angeboten.
Auf die Bewertungskriterien kommt es an
Während noch vor wenigen Jahren kaum Auswahl existierte, können Anleger mittlerweile zwischen knapp 50 ETFs verschiedener Anbieter entscheiden. Marktführer sind iShares, eine Blackrock-Tochter, und BNP Paribas, entscheidend sind jedoch die Nachhaltigkeitskriterien der zugrundeliegenden Produkte und Indices. Ein Beispiel ist der Dow Jones Global Sustainability Screened UCITS ETF, der zwar auf Investments in die Rüstungs- und Atomindustrie verzichtet, dafür jedoch Menschenrechtsverletzungen nicht auf seine Tabu-Liste setzt.
Dringend Nachholbedarf für ETF-Branche
Das zeigt: Der Bereich der ETFs hat noch dringend Nachholbedarf, wenn es darum geht, nachhaltig zu wirtschaften. Zwar gibt ein vereinzelt Angebote, diese sind jedoch meist noch zu wenig breit gestreut und gehen teilweise ethische oder ökologische Kompromisse ein. Angesichts des rapiden Wachstums der Branche dürften sich aber zunehmend mehr Möglichkeiten auftun.
Titelbild: © Scott Webb / Unsplash