Obwohl sich drei von vier europäischen Investoren Nachhaltigkeitskriterien für ihre Geldanlagen wünschen, werden weiterhin in erster Linie traditionelle Produkte vertrieben. Für Makler und Berater besteht ein beachtliches Nachfragepotenzial, das im Vertrieb noch nicht genutzt wird.
Einigkeit über Spektrum der Nachhaltigkeitskriterien
Eine internationale Befragung von 10.000 Investoren in zehn Ländern Europas hat ergeben, dass der großen Mehrheit der Anleger E(nvironment)S(ocial)G(overnance)-Aspekte wichtig sind. Über die Landesgrenzen hinaus, besteht dabei Einigkeit bei den Investoren hinsichtlich der Kernthemen; jeweils mehr als 90 Prozent nannten Klimawandel, Wasserversorgung und soziale Gerechtigkeit als Schwerpunkte, die bei Nachhaltigkeitskriterien beachtet werden müssten.
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Deutschland im europäischen Vergleich
Mit bemerkenswerten 73 Prozent der deutschen Anleger, die beim Investment in Finanzprodukte ESG-Standards Wichtigkeit beimessen, liegt die Bundesrepublik sogar noch leicht unter dem gesamteuropäischen Durchschnitt. Noch höher lagen die Werte in Spanien (82 Prozent), Italien (84 Prozent) und Portugal (86 Prozent).
Vertrieb reagiert nicht hinreichend
Ein solcher europaweiter Konsens ist eher ungewöhnlich und bietet lukratives Vertriebspotenzial auf einer ethischen Grundlage. Nichtsdestotrotz, das zeigt die Studie weiter, hat erst jeder fünfte der befragten Europäer mit seinem Finanzberater über das Thema gesprochen. Des Weiteren hatten Makler, selbst in Gesprächen, in denen Nachhaltigkeitskriterien Erwähnung fanden, für jeden vierten europäischen Anleger keine passenden Produkte im Angebot.
Jung und alt: Verschiedene Motive, dieselbe Intention
Immerhin, in knapp der Hälfte aller Fälle boten Berater ihren Kunden sowohl Produkte mit als auch solche ohne ESG-Standards an. Ethisch-nachhaltige Produkte dürften dabei in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Auch wenn es bei der Motivation für die Intention klare Unterschiede bei den Altersgruppen gab: Über die Generationen hinweg, nannte ein Viertel der europäischen Befragten Beweggründe für Nachhaltigkeitskriterien wie den Ausschluss bestimmter Branchen und Unternehmen oder den Wunsch, die Welt zu verändern.
Nachhaltigkeitskriterien für Investments auf EU-Ebene
Darüber hinaus hat auch die EU den Stellenwert des Themas erkannt: Im Januar veröffentlichte die Europäische Kommission einen Entwurf zu Regelungen hinsichtlich der Berücksichtigung von nachhaltigen Themen in der Beratung mit Wertpapieren. Vorausgegangen war der Aktionsplan „Financing Sustainable Growth“ unter anderem eine bessere Beratung zu Nachhaltigkeit bei Investments vorsieht.
Zwar warten die Anpassungen noch auf ihre finale Freigabe, die Kommission betonte jedoch, dass Händler von Finanzpapieren sich auf Grundlage des Entwurfs bereits auf die neuen Regelungen vorbereiten können.