Für den zweiten Teil der Video-Interviewreihe rund um das Thema digitale Innovation im Versicherungsvertrieb reiste Felix Anthonj vom hohen Norden in den Westen der Republik. In Dortmund sprach er mit Dr. Gerrit Böhm. Er ist als Vorstandsmitglied der Volkswohl Bund Versicherungen unter anderem für den Bereich IT verantwortlich. Und damit Dreh- und Angelpunkt digitaler Innovation des Maklerversicherers.
Don’t believe the Hype

„Wenn Sie mich nach unserer Strategie fragen, zeichnen uns insbesondere zwei Glaubenssätze aus. Zum einen setzen wir sehr stark auf eigens entwickelte Systeme. Andererseits versuchen wir, nicht auf jeden Technik-Hype aufzuspringen“, skizziert das Vorstandsmitglied den eigenen Ansatz. Letzteres sei schon alleine budgetseitig eine Notwendigkeit. Der Volkswohl Bund investiere nur in Technologie, die entweder für Kunden, Vertriebspartner oder auch die eigene Belegschaft Probleme löse.
„Marke Eigenbau“ ein Auslaufmodell?

Zu diesem Zweck beschäftigt der Dortmunder Mittelständler 50 eigene Entwickler. Nur: Schaffen die „angestaubten“ Versicherer es auch, gute Entwickler zu finden? Pauschal möchte Böhm nicht antworten. Aber dem Volkswohl Bund sei es durchaus gelungen. Denn „nicht jeder Entwickler möchte immer nur in Tel Aviv oder San Francisco sein“, betont Böhm. Zur Frage der Eigenentwicklung hakt Anthonj kritisch nach: Ist die Inhouse-Produktion denn heute überhaupt noch zeitgemäß? Schließlich habe man in der Vergangenheit beobachten können, dass Player mit dieser Strategie recht bald an die Grenzen ihrer Kapazitäten gelangten.
„Wollen auf keiner Warteliste stehen“
Für Böhm lautet die zugrundeliegende Frage hier: Was ist die eigene Stärke und welche Technologie benötigt das Unternehmen, um diese Stärke auszuspielen? „Für uns ist es sehr entscheidend, schnell mit Produkten am Markt zu sein. Und die nicht nur schnell verkaufen, sondern auch verwalten zu können und in die Bestandssysteme zu kommen. Da möchten wir ungern auf der Warteliste eines Drittenanbieters stehen“, führt Böhm die Beweggründe aus. Auch, wenn der Volkswohl Bund mit dieser selbst definierten Kernkompetenz zwischen den Versicherern recht alleine dastehe.
Kommunikation über Dokumentation?
Im Maklervertrieb, das macht Böhm im Interview deutlich, steht und fällt die Ausrichtung mit den Bedürfnissen der Partner. Statt starr aus der Konzernzentrale in Dortmund etwa Kommunikationsmethoden oder Ähnliches vorzugeben, setze der Versicherer auf individuelle Ansätze. Denn Technologie sei dazu da, die menschlichen Fähigkeiten wie Empathie in der Beratung zu unterstützen. Dass dabei durch nicht vorhandene Integration Datensilos entstünden, wie Felix Anthonj betont, sei allerdings erst einmal zweitrangig.
Im Klartext: Das komplette Interview
Was ist die größte Zukunftssorge von Dr. Gerrit Böhm? Wie steht der Volkswohl Bund Vorstand zu digitalen Maklern wie Clark oder dem Aggregator mit Maklerlizenz, Check24? Und ist das eigene Modell auch für andere Versicherer kompatibel? Mehr Informationen dazu im Video.
[su_box title=”Dr. Gerrit Böhm” box_color=”#a9904e”]Dr. Gerrit Böhm ist seit 2007 beim Volkswohl Bund. Er verantwortete von 2013 bis 2016 Vertriebsservice und Systeme des Dortmunder Versicherers. Seit 2017 ist der promovierte Betriebswirt Mitglied des Vorstands und leitet unter anderem die Ressorts IT, Controlling und Recht.[/su_box]
[su_box title=”Felix Anthonj” box_color=”#a9904e”]Felix Anthonj ist Gründer und Geschäftsführer der flexperto GmbH, einem Berliner Software-as-a-Service Unternehmen, welches sich zum Ziel gesetzt hat, Unternehmen bei der digitalen Transformation ihrer Vertriebs- und Beratungsprozesse zu unterstützen. Mit dem jährlichen Fachkongress Digisurance bietet Flexperto Vertretern der traditionellen Branche und der InsurTech-Landschaft eine Plattform für Austausch und die Präsentation gemeinsamer Projekte. [/su_box]
Titel- und Beitragsbilder: ©Flexperto/Volkswohl Bund Versicherungen
Video: ©Flexperto