Über 3,5 Millionen Follower: Die YouTuberin und „Influencerin“ Dagi Bee hat es mit seichten Themen und pubtertätsgerechter Ansprache zu einiger Berühmtheit gebracht.
Das perfekte MakeUp hilft nicht.
Ich bin erschüttert. In meinen Grundfesten.
Da steht jene 23 Jahre junge, zweifellos hübsche Frau vor der eigenen Kamera und erklärt uns in nicht enden wollenden 13 Minuten und 49 Sekunden: „Warum ich fett geworden bin …“. Das YouTube-Machwerk stammt aus der Wohnzimmer-Filmschmiede von Dagi Bee, einer der erfolgreichsten „Influencerinnen“, wie man sie heute ehrfürchtig nennt. Mehr als 1,5 Millionen Mal wurde das Video in nur 17 Tagen angeschaut. Oder genau: Eine Million Fünfhundertneuntausend Siebenhundertvierundzwanzig Mal. Das bedeutet, multipliziert mit der Dauer des Videos: 39,6 Jahre (!) sinnlos vergeudete Lebenszeit. Meine Welt liegt in Scherben. Dem Himmel sei Dank, dass ich nicht in der Beauty- oder Fashion-Branche arbeiten und am Ende für solche Dinge mitverantwortlich sein oder sie gar buchen muss.
OK, aufstehen. Krönchen richten. Auch wenn man uns in der Finanzwelt immer nachsagt, unsere Themen seien langweilig, unerotisch und staubtrocken.
Erstens: Sie sind es nicht. Man muss nur genau hinschauen.
Und zweitens: Wir haben echte Themen: Bleibt das Bargeld, oder geht es? Werden wir im Alter mehrheitlich arm sein? Wird es jemals wieder Zinsen geben? Wer hilft nach der tropischen Hurrikan-Serie? Wie finanzierenwirdenKlimaschutz?
Eine Studie des Instituts für angewandte Datenanalyse aus dem Jahr 2013 hat ermittelt: Über 53 Prozent der Menschen haben keinen Spaß daran, sich mit Finanzthemen zu beschäftigen. Halt, stopp. Das klingt ja viel zu negativ. Sagen wir doch lieber: Rund 47 Prozent haben sehr wohl Spaß daran. Hätten Sie das gedacht?
Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, die 47 Prozent zu erfreuen und die 53 Prozent zu begeistern. Vielleicht schaut ja auch mal ein Fan von Dagi Bee vorbei.
Herzlich Ihr
Dr. Rainer Demski
