Rückzug von Jack Ma :
Jetzt ist es offiziell

Lesezeit: 2 Min.
Jack Ma, Alibaba-Gründer, im März 2015 bei einem Treffen mit dem damaligen französischen Präsidenten Hollande im Elysee-Palast
Nach einem Hickhack am Wochenende hat Alibaba-Gründer Jack Ma nun den genauen Zeitpunkt seines Ausscheidens verkündet. Die chinesische Privatwirtschaft verliert ihren größten Helden.

Jack Ma will in einem Jahr als Vorstandschef des chinesischen Online-Giganten Alibaba abtreten. Das gab der chinesische Milliardär am Montag in einem von Alibaba veröffentlichten Brief bekannt. Nachfolger von Ma soll Daniel Zhang werden, der schon seit gut fünf Jahren als CEO das Tagesgeschäft verantwortet.

Schon am Wochenende hatte es etwas chaotische Berichte gegeben, dass Ma am Montag seinen Rücktritt ankündigen werde. Darüber, wann er seinen Vorsitzenden-Posten bei der Alibaba Group aufgibt, gab es allerdings unterschiedliche Angaben. Nun scheint das Timing klar: Um einen „reibungslosen und erfolgreichen“ Übergang zu gewährleisten, werde Ma bis September 2019 Vorstandsvorsitzender bleiben, schrieb der 54-Jährige.

Als ein Direktor im Aufsichtsrat wolle Ma demnach noch bis zum Aktionärstreffen 2020 bleiben: „Lehrer wollen immer, dass ihre Schüler sie übertreffen. Das Verantwortungsvollste für mich und das Unternehmen ist es, dass jüngere, talentiertere Leute die Führung übernehmen.“

Ein neuer Bill Gates?

Ma galt bislang als das allgegenwärtige Gesicht und Vordenker der größten chinesischen Handelsplattform. Dass Ma einmal das größte börsennotierte Unternehmen des Landes schmieden und und es mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 40 Milliarden Dollar (rund 34,3 Mrd Euro) zu einem der reichsten Männer des Landes bringen würde, war noch vor zwei Jahrzehnten nicht einmal zu erahnen.

Nicht nur, dass Ma mit einer Bewerbung als Verkäufer bei der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken scheiterte. Er brauchte auch mehrere Anläufe für die Uni-Aufnahmeprüfungen, bis es endlich mit dem Englisch-Studium in seiner Heimatstadt Hangzhou klappte. Erst 1995, als ihn ein Job als Übersetzer erstmals nach Amerika führte, lernte er das Internet kennen.

Ein halbes Jahr später war seine erste Website in China online. Das Suchverzeichnis für chinesische Unternehmen wurde allerdings ein Flop. Erst seine zweite Idee zündete: Ausgestattet mit 60.000 Dollar von Freunden gründete Ma 1999 Alibaba – in seinem Wohnzimmer. Inzwischen hat Alibaba 576 Millionen aktive Nutzer in seinen chinesischen Handelsplattformen, allein im vergangenen Quartal kamen 24 Millionen hinzu. Trotz der Dominanz auf dem chinesischen Markt wächst Alibaba weiterhin schnell: Zuletzt stieg der Quartalsumsatz im Jahresvergleich um 61 Prozent auf 80,9 Milliarden Yuan (rund 10,2 Mrd Euro).

In seinem Brief deutete Ma an, dass er sich nach seinem Rückzug vor allem wohltätigen Aufgaben widmen werde. Er könnte damit in die Fußstapfen von Microsoft-Gründer Bill Gates treten, der nach seinem Abtreten beim Windows-Konzern einen großen Teil seines Milliardenvermögens für den Kampf gegen Krankheiten ausgibt. Bildung, Umweltschutz und Philanthropie seien Dinge, die in in Zukunft wahrscheinlich beschäftigen werden, schrieb Ma: „Die Welt ist groß und ich bin noch jung, also möchte ich neue Dinge ausprobieren.“

Dennoch bleiben Fragen offen: Warum geht der Gründervater des bekanntesten Unternehmens schon so bald? Schließlich geht der Konzern möglicherweise schweren Zeiten entgegen, wenn die chinesische Wirtschaft weiter schwächelt und von einem großen Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten voll erwischt würde. Schon heute ist in China mancherorts von Krise die Rede. Hätte sich Ma vor fünf Jahren von seinem Posten zurückgezogen, wären wohl kaum jene Fragen aufgetaucht, die sein Abgang nun aufwirft: etwa, ob Jack Ma möglicherweise an Widerständen aus der politischen Führung in Peking gescheitert ist.