AssCompact suche
Home
Assekuranz
14. Dezember 2017
Zukunftsmarkt private Altersvorsorge – das erwarten Versicherer wie die Stuttgarter

Zukunftsmarkt private Altersvorsorge – das erwarten Versicherer wie die Stuttgarter

Wie beurteilen Versicherer die Entwicklung in der privaten Altersvorsorge? AssCompact hat in Interviews nachgefragt und wollte außerdem wissen, welchen Stellenwert die Versicherer der privaten Altersvorsorge im Maklergeschäft beimessen. Heute: Ralf Berndt, Vorstand Vertrieb und Marketing der Stuttgarter Lebensversicherung.

Herr Berndt, Sie haben auf die Niedrigzinsphase mit der Einführung verschiedener neuer Produkte reagiert. Welche Produkttypen stehen dabei aktuell im Vordergrund?

Das ist richtig. Um den Menschen auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine verlässliche Altersvorsorge zu ermöglichen, haben wir in den vergangenen Jahren unsere Vorsorgelösungen stetig weiterentwickelt. Aktuell stehen bei uns Produkte im Vordergrund, die unseren Kunden Renditechancen und Sicherheit gleichermaßen bieten: unser Drei-Topf-Hybrid „performance-safe“ und unsere Indexrente „index-safe“. Die Nachfrage der Kunden nach diesen Vorsorgelösungen ist sehr groß und steigt kontinuierlich. Der Anteil beider Produkte am Neugeschäft ist bis einschließlich September 2017 auf rund 56% gestiegen.

Wie nehmen Sie den Stellenwert der privaten Altersvorsorge auf Maklerseite wahr?

Die öffentlichen Debatten rund um Rente und Altersvorsorge reißen nicht ab. Das überrascht nicht, wenn man sich die demografische Entwicklung der Gesellschaft vor Augen führt. Die sozialen Sicherungssysteme werden bald an ihre Grenzen stoßen. Heute reicht die gesetzliche Rente nur zur Existenzsicherung. Will man seinen Lebensstandard im Alter halten, muss man zusätzliche Vorsorge betreiben. Das beschäftigt die Menschen sehr. Insofern bleibt aus unserer Sicht der Stellenwert der privaten Altersvorsorge auf Maklerseite hoch. Und der Beratungsbedarf auf Kundenseite ist es auch.

Sie versuchen auch immer wieder, jüngere Generationen für die Altersvorsorge zu erreichen. Gelingt das und wie?

Wir erreichen jüngere Generationen, indem wir sie dort ansprechen, wo wir sie finden, mit Themen, die sie betreffen. Wenn man junge Menschen so adressiert, dass sie sich angesprochen fühlen, gelingt es auch, sie für die Notwendigkeit ergänzender privater Altersvorsorge zu sensibilisieren. Hier müssen wir zum einen mit Fakten aufklären, zum anderen einen emotionalen Zugang finden. Mit unserem Projekt „Brief an mein jüngeres Ich“ im Rahmen unserer „Initiative gegen Altersarmut“ ist uns diese Mischung sehr gut gelungen. Hier zeigen wir die Realität von Altersarmut am Beispiel von vier echten Rentnerinnen und Rentnern. Die Ruheständler aus verschiedenen Regionen Deutschlands hatten sich bereit erklärt, einen Brief an ihr „jüngeres Ich“ zu schreiben. Dies haben wir in Texten, Bildern und Videos dokumentiert und anschließend über Social-Media-Kanäle kommuniziert.

Die sehr persönlichen und ehrlichen Zeitdokumente zeigen, dass das Leben der porträtierten Rentner im Alter anders ist, als sie es sich als junger Mensch vorgestellt haben. Die Kampagne kam gerade bei jüngeren Menschen sehr gut an. Dies hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Was erwarten Sie 2018 – auch vor dem Hintergrund von neuer Regierung, Run-offs und LVRG-Evaluierung – im Bereich privater Altersvorsorge?

Neben den nach wie vor historisch niedrigen Zinsen wird kommendes Jahr vor allem die EU-Vertriebsrichtlinie „Insurance Distribution Directive“ (IDD) den Alltag der Versicherungsbranche prägen. Daneben werden wir uns aber auch mit weiteren Themen beschäftigen, etwa mit der voranschreitenden Digitalisierung oder mit den Belastungen durch die Zinszusatzreserve. Ungeachtet dessen sind wir davon überzeugt, dass die private Lebens- und Rentenversicherung ein Wachstumsmarkt bleibt.

Zum Thema Run-off beziehen wir klar Stellung. Wir schließen den Verkauf unserer Lebensversicherungsbestände aus. Und weiter noch: Wir wollen unser erfolgreiches Neugeschäft ausbauen. Denn eines ist klar: Die gesetzliche Absicherung reicht nicht aus, um den erreichten Lebensstandard im Alter zu halten.

 
Ein Artikel von
Ralf Berndt