Aderlass bei Vertretern

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Im vergangenen Jahr sind rund 7.500 Versicherungsvermittler aus dem Register verschwunden. Und das dürfte nicht die ganze Wahrheit sein. Wie es mit der Honorarberatung vorangeht. Ganze 220.825 Versicherungsvermittler verzeichnet der DIHK derzeit noch in dem von den Industrie- und Handelskammern geführten Vermittlerregister. Das sind binnen Jahresfrist 7.464 oder 3,3 Prozent weniger.

Klarer Verlierer sind die gebundenen, erlaubnisfreien Vertreter. Von ihnen sind noch 140.211 übrig, 7.371 oder 5,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Minimal abgenommen hat die Anzahl der Vertreter mit Gewerbeerlaubnis (-164 oder -0,5 Prozent) und der Makler (-25 oder -0,1 Prozent). Damit sind am 2.1.2018 insgesamt 29.689 Vertreter und 46.786 Makler tätig gewesen. Zuwächse gab es auch, die Zahl der produktakzessorischen Vertreter nahm um 96 auf 3.684 zu, diejenige der produktakzessorischen Makler um sechs auf 138 ab.

Wo sind sie, die vermittelnden Honorarberater?
Der von der letzten, derzeit noch geschäftsführend im Amt tätigen Bundesregierung besonders favorisierte Versicherungsberater stagniert dagegen auf niedrigem Niveau. Innerhalb eines Jahres haben sich netto nur sechs neue Versicherungsberater eintragen lassen, es bleibt damit bei einer Anzahl von 317. Ob diese Zahl mit der Erweiterung des Berufsstands zum vermittelnden Berater am 23.2.2018 (§ 34d Absatz 2 GewO neue Fassung) dramatisch ansteigen wird, bleibt abzuwarten.

Auch in den anderen Finanzdienstleistungsbereichen, in denen die Große Koalition aus CDU, CSU und SPD in der abgelaufenen Legislaturperiode den Honorarberater stärken wollten, hat sich wenig getan. Am 2. 2018 verzeichnete das Vermittlerregister 161 Honorar-Finanzanlagenberater (+22 seit 2. Januar 2017), im Verhältnis zu 37.432 Finanzanlagenvermittlern (+203).

Nicht weiter am Markt vorbei regulieren
Bei der jüngsten, gewerberechtlich reglementierten Finanzdienstlungsvermittler-Art sieht es auch nicht besser aus. 627 von 49.714 Immobiliardarlehensvermittlern haben angegeben, als Honorar-Immobiliardarlehensberater tätig zu sein. Das sind sogar 67 Honorarberater weniger, obwohl die Zahl der registrierten Vermittler seit Anfang 2017 um über 27.500 Erlaubnisträger angestiegen ist.

Erfolgsmodelle sehen anders aus. Das sollte den Parteien zu denken geben, die seit Monaten über eine neue Regierungskoalition verhandeln, ob sie sich weiter an diesem Thema abarbeiten wollen. Von den Verbrauchern und damit den Wählern wird die massive Förderung der Honorarvermittlung offenbar nicht goutiert, denn sonst würden die guten Kaufleute unter den Vermittlern schon aus wirtschaftlichen Gründen auf den fahrenden Zug aufspringen und ihre Erlaubnis umtauschen.

 

Wie viele makelnde Rentner stützen die Statistik?
Zurück zu den Versicherungsvermittlern, die am längsten in dem Register erfasst werden. Seit 2011 alle Übergangsfristen abgelaufen und mit über 182.000 eine valide Zahl an Registrierten verfügbar war, ist diese um erstaunliche rund 42.600 oder über 16 Prozent gefallen. In diesen sieben Jahren sind fast ein Viertel der erlaubnisfreien Vertreter von den Versicherern ausgetragen worden. Aus welchen Gründen, darüber schweigt sich die Statistik aus. Ausscheidensgründe werden nicht erfasst.

Auch die Vertreter mit Gewerbeerlaubnis haben einen Aderlass um gut zwölf Prozent hinter sich. Dagegen scheint die Zahl der Makler in der langen Zeitreihe sogar gestiegen zu sein, um immerhin sechs Prozent. Doch dieser Schein dürfte trügen. Denn während bei Vertretern mit dem Erreichen des Rentenalters ein natürliches Ende des Vertragsverhältnisses üblich ist, kann niemand einen Makler daran hindern, bis ins hohe Alter hinein seine Gewerbeerlaubnis aufrecht zu erhalten, auch wenn er faktisch nicht mehr aktiv ist. Auch hier wiederum gibt die Statistik keinen Aufschluss über die Anzahl. Sie muss aber bedeutend sein, wie Versicherer bestätigen, die mit Maklern zusammenarbeiten.

Der deutschen Versicherungswirtschaft ist verschiedentlich von interessierter Seite vorgeworfen worden, sie habe zu viele Vermittler auf den Provisionslisten, woraus Rückschlüsse auf die Qualität von deren Arbeit versucht wurden zu ziehen. Wenn das Vermittlerregister mehr Aufschluss über die Art der Tätigkeit geben würde, vor allem ob diese haupt- oder nebenberuflich, aktiv oder passiv als nicht abgemeldeter Rentner ausgeübt wird, würden die Zahlenvergleiche auch mit dem europäischen Ausland noch deutlicher als jetzt schon zeigen, dass Deutschland keinesfalls überdurchschnittlich viele Vermittler aufweist.

Zahlen Vermittlerregister 1/2018

Autor(en): Matthias Beenken

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