Bosch-Parkplatzsensor im Test: Ein Knöllchen von LoRa

Immer häufiger übernehmen Sensoren die Überwachung von Parkplätzen. Doch wie zuverlässig ist die Technik auf Basis von LoRa inzwischen? Golem.de hat einen Sensor von Bosch getestet und erläutert die Unterschiede zum Parking Pilot von Smart City System.

Ein Test von veröffentlicht am
Video: Der Bosch-Sensor überwacht den Parkplatz von Golem.de. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Die Zeiten, in denen man tagelang sein Auto auf einem Supermarktparkplatz abstellen konnte, sind schon länger vorbei. Während viele Betreiber die Parkdauer mit Parkscheiben überwachen, sind andere Einzelhandelsketten schon einen Schritt weiter: Sensoren melden den Kontrolleuren automatisch per App, wo sie einen Strafzettel für die Überschreitung der "Freiparkzeit" verteilen können. Doch sind die Verpetzer so zuverlässig, dass Betreiber das Risiko eingehen können, ohne weitere Überprüfung 30 Euro zu verlangen und Kunden damit zu verärgern? Im Test eines Parkplatzsensors von Bosch zeigen wir, welche unterschiedlichen Sensorkonzepte es gibt und worin deren Vor- und Nachteile bestehen. Dabei haben wir unter anderem gelernt, dass auch selbstlernende Sensoren ihre Trotzphase haben können.

Sowohl Bosch als auch Konkurrenzanbieter nutzen die LoRa-Technik für die Datenübertragung. LoRa steht für Long Range und ist eine kabellose, proprietäre Übertragungstechnik, die ein spezielles Modulationsverfahren einsetzt (Chirp Spread Spectrum). Das Verfahren ist sehr energieeffizient, so dass Sensoren mehrere Jahre ohne Batteriewechsel in Betrieb sein können. In dünn besiedelten Gegenden lassen sich bis zu 50 Kilometer zwischen Sender und Empfänger überbrücken. In der Stadt reduziert sich die Reichweite durch die Bebauung auf wenige Kilometer, dafür lassen sich aber dank guter Durchdringung auch unterirdische Sensoren, beispielsweise in der U-Bahn, erreichen.

Das Ganze funktioniert ohne Lizenzkosten, weil LoRa auf den freien ISM-Frequenzbändern 433 MHz und 868 MHz operiert. Allerdings ist auf den ISM-Bändern die Sendezeit auf 1 Prozent eingeschränkt, um die Frequenzen nicht zu überlasten. Das entspricht einer zeitlichen Belegung von 36 Sekunden in einer Stunde.

Einfaches Gateway für Bastler

Ein weiterer Vorteil: Die speziellen Empfangsgeräte, sogenannte LoRaWAN-Gateways, sind schon kostengünstig erhältlich. Für unseren Test haben wir die Selbstbauanleitung genutzt, die wir im Dezember 2018 beschrieben haben. Mit Hilfe eines Raspberry Pi, eines sogenannten Konzentrator-Boards und einer Antenne lässt sich für einen Preis von 130 Euro ein Gateway zusammenbauen. Im Netz gibt es passende Gehäuse zum Ausdrucken auf einem 3D-Drucker. Wir müssen lediglich die Rückwand etwas anpassen und eine Zwischenplatte ergänzen. Unser Gehäuse ist allerdings nur für den Inneneinsatz geeignet. Ein Sichtkontakt mit dem Sensor ist erforderlich. In einem Raum auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite gibt es schon keinen Empfang mehr.

Zwar gibt es auch die Möglichkeit, einen Raspberry Pi 3 als LoRa-Server zu nutzen. Wir haben jedoch das Gateway mit The Things Network (TTN) verknüpft. Die niederländische Initiative verfügt inzwischen über knapp 10.000 Gateways in 147 Ländern. Damit hat sich deren Zahl im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Die Fair Access Policy von TTN erlaubt jedoch nur eine Sendezeit von 30 Sekunden pro Tag.

Pilotprojekte von Bosch und Siemens gescheitert

Ursprünglich sind die Parkplatzsensoren entwickelt worden, um eine "intelligente Parkplatzsuche" zu ermöglichen. Während Bosch und Siemens mit Pilotprojekten in Stuttgart und Berlin mehr oder weniger scheiterten, haben Startups wie Smart City System aus Nürnberg erfolgreiche Produkte auf den Markt gebracht. So nutzt die Stuttgarter Firma Park & Control dessen Parking Pilot. Das Düsseldorfer Unternehmen Safe Place setzt auf Sensoren von Smart City System und die des schottischen Anbieters Smart Parking.

Der Stuttgarter Technikkonzern hatte die Sensoren zunächst für sein im April 2016 groß angekündigtes "aktives Parkraummanagement" eingesetzt. Die Entscheidung, das Projekt nach gut anderthalb Jahren Testphase wieder einzustellen, war wenig schmeichelhaft für Bosch. Obwohl die unzureichende Detektionsrate der Sensoren für den Stopp des Projekts verantwortlich gewesen sein soll, werden die Geräte nun separat vermarktet.

Das ist allerdings erklärungsbedürftig. Was hat Bosch an den Sensoren noch verbessert, warum wurde das Geschäftsmodell geändert und wodurch soll der gescheiterte Sensor nun doch überzeugen?

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Warum Bosch doch noch den Sensor verkauft 
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crazypsycho 13. Nov 2019

Gibt schlimmeres. Könntest ja zu einem anderem Supermarkt fahren. Andere haben es...

crazypsycho 13. Nov 2019

Es gibt noch Supermärkte in denen erst jemand mit Schlüssel kommen muss, damit storniert...

senf.dazu 11. Nov 2019

angesichts solcher Sensoren und Kommunikationstechnik für mehrere 100¤ von deutschen...

mainframe 11. Nov 2019

Ist eine Schranke bei der Ein- und Ausfahrt nicht günstiger? Einfach zählen, wieviele...



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