Ist etwas geknickt, der Berliner Bär.
Ist etwas geknickt, der Berliner Bär.

Das wird man in der „Startup-Hauptstadt“ wohl nicht so gerne hören: Im Ranking der wichtigsten Startup-Hubs der Welt hat Berlin einen deutlichen Sprung nach unten gemacht. Zumindest, wenn man dem Global Startup Ecosystem Report 2019 Glauben schenkt, den die Marktforscher von Startup Genome nun auf der Basis der Daten von 300 Partnern wie Hello Tomorrow, Crunchbase oder Dealroom.co veröffentlicht haben.

Nun mag man nicht viel geben auf irgendwelche Listen, auf denen das Silicon Valley sowieso stets an erster Stelle steht und die sich irgendwie damit auseinandersetzen, wo nun das nächste Silicon Valley entstehen wird oder ob es stattdessen viele kleine, spezialisierte Hubs geben wird (genau 30, sagt übrigens der Global Startup Ecosystem Report).

Aber man kann ja schon mal nach den Gründen schauen, die dafür sorgten, dass Berlin in der weltweiten Top-30-Liste um drei Plätze abgerutscht ist – und damit jetzt hinter Paris und nach wie vor hinter London rangiert, aber zumindest gerade noch in der Top 10 landet. Laut der Analyse liegt das niedrigere Ranking zu einem ganz wesentlichen Teil daran, dass kaum hochwertiges Funding zu bekommen sei. Heißt also: Die Berliner Geldgeber haben (noch) nicht die Erfahrung, auf die Startups aus anderen Regionen zurückgreifen können. Was man dazu sagen muss: In diesem Jahr bezieht der Report erstmals die Bereiche Life Sciences und Deep Tech mit ein.

Zwar passe die generelle Qualität der hauptstädtischen Startups und ihrer Angebote schon ganz gut und auch mit dem Erfolg der jungen Unternehmen komme das durchaus hin. Allerdings würden noch die ganz großen Exits vermisst und auch die Bewertungen lägen, verglichen mit Städten wie New York, Peking oder Tel Aviv, in Berlin deutlich niedriger. Auch, so die Beobachtung, sichern sich Berliner Startups nicht genügend Patente. Immerhin, bei Künstlicher Intelligenz und Fintech zählt die deutsche Hauptstadt gemessen an Kennzahlen wie Verfügbarkeit von Talenten oder bisheriger Leistung zu den „Ecosystems to Watch“.

Lest auch

Die gute Nachricht für Deutschland ist dann, dass es eine weitere Stadt in die Top 30 geschafft hat und damit als „Startup-Ökosystem mit Momentum“ bezeichnet wird: München. Das liege daran, dass die Stadt zu den Top 10 im Bereich „Advanced Manufactoring & Robotics“ gehöre und das wiederum der weltweit am schnellsten wachsende Sub-Sektor der digitalen Startup-Szene sei.

Weil Studien nicht gerade Mangelware sind, sei noch mal der Blick auf ein anderes Papier geworfen. Tech.eu und die Software-Firma Stripe haben ebenfalls untersucht, wie sich die deutsche und die europäische Startup-Landschaft entwickeln. Das Ergebnis liest sich erst einmal besser. Die Investitionen in europäische Technologie hätten sich sehr stark nach oben entwickelt, heißt es da zum Beispiel.

Das Gesamtkapital, das zwischen 2016 und 2018 in europäische Growth-Stage-Startups investiert wurde, habe bei 30 Milliarden Euro gelegen und sich auf mehr als 2.300 Finanzierungsrunden verteilt. Und etwas greifbarer: Sowohl die Gesamtinvestitionen in Growth-Stage-Startups als auch die Anzahl der Finanzierungen hätten sich in den letzten drei Jahren etwa verdoppelt.

Wenn man dann genauer hin sieht, tauchen allerdings wieder die hiesigen Geldgeber als Schwachstelle auf. Obwohl Deutschland ein beliebtes Zielland für Investitionen ist, seien deutsche VCs eher abgeschlagen: Bei den europäischen VCs findet sich im Ranking erst an siebter Stelle mit Holtzbrinck Ventures ein deutscher Vertreter, gemessen an der Zahl der Einzelinvestments.

Bild: Darryl Estrine / Gettyimages