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Skandal um Cambridge Analytica: Whistleblower Wylie: Das ist der Mann, der Facebook ins Chaos stürzte
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dpa / Julian Stratenschulte Facebook steht einmal mehr wegen Datenmissbrauchs in der Kritik.
  • FOCUS-online-Redakteur

Der riesige Datenskandal bei Facebook sorgt für weltweite Bestürzung. Daten von rund 50 Millionen Nutzern sollen unerlaubt abgegriffen und für fragwürdige Zwecke verwendet worden sein. Christopher Wylie, der maßgeblich daran beteiligt war, hat nun ausgepackt. Dabei könnte die Vita des Whistleblowers kaum widersprüchlicher sein.

"Ich fühle mich verantwortlich dafür. Und es ist etwas, was ich bereue." Mit diesen Wort hat Datenanalyst Christopher Wylie im Gespräch mit dem "Observer" eine Lawine ausgelöst, die für Facebook zur größten Krise der noch jungen Firmengeschichte werden könnte.

Inzwischen ist der 28-Jährige nicht mehr nur Datenanalyst, sondern vor allem eines: Whistleblower. Doch wer ist der hagere Typ mit einer etwas zu groß geratenen Nerd-Brille und den rosa gefärbten Haaren, der weltweit für Aufsehen sorgt?

Wylies Geschichte beginnt im Jahr 2016. Damals war der Kanadier 26 Jahre alt und fing bei dem Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica (CA) in London an. Das umstrittene Unternehmen beriet zu dem Zeitpunkt das Wahlkampfteam des jetzigen US-Präsidenten Donald Trump. Und der junge Wylie wurde - mehr oder weniger - zur teuflischen rechten Hand von Trump und dessen Wahlkampf-Chefstrategen Steve Bannon.

Screenshot YouTube/Guardian Whistleblower Christopher Wylie

Datenanalyst - und schlauer Whistleblower

"Ich war der schwule kanadische Vegetarier, der irgendwie damit endete, Steve Bannons Psychokriegs-Tool für Gehirnwäsche zu entwickeln", erzählt er dem "Observer".

Wylie im "Observer"

"Er mochte Schwule", sagt Wylie über Bannon. "Er sah uns als Early Adopter."

Interpretiert man diese Aussage, sieht sich Wylie selbst nicht unbedingt als Täter, sondern eher als schwächstes Rad in einem System von Daten, das wohl mitverantwortlich dafür ist, dass Trump nun im Weißen Haus sitzt.

Wylie war und ist ein Experte für Datenanalyse. Aber nicht nur das. Nun als Whistleblower kommt der Kanadier als wortgewandt, schlau und messerscharfer Analytiker daher: "Wenn man das politische System ändern möchte, musst du erst die Kultur ändern, denn Politik wird von kulturellen Faktoren beeinflusst", sagt der 28-Jährige über die Arbeit von Cambridge Analytica.

Das Bürogebäude von Cambridge Analytica in London.
AP Das Bürogebäude von Cambridge Analytica in London.

Kein Schulabschluss, ADHS und Studium in London

Aufgewachsen ist Wylie in British Columbia in Kanada. Als Teenager wird bei ihm ADHS und eine Lese- und Rechtschreibschwäche diagnostiziert. Mit 16 Jahren verlässt er die Schule, ohne auch nur einen Abschluss in der Tasche zu haben. Doch Wylie sollte noch Karriere machen.

Im Alter von 18 bildet er sich weiter und bringt sich selbst das Programmieren bei. 2010 geht er schließlich in die britische Hauptstadt, um an der London School of Economics Jura zu studieren. Gleichzeitig knüpft Wylie viele Kontakte in die Politik und arbeitet laut "Observer" im kanadischen Parlament für führende Oppositionspolitiker.

2016, als Wylie bei Cambridge Analytica zum engen Mitarbeiterkreis gehörte, war der nerdige Mittzwanziger längst dazu in der Lage, komplexe Datensätze, zusammengesammelt aus Millionen Daten von Facebook-Konten, auszuwerten und Muster zu erkennen.

Facebook sperrt Wylies Account

"Es zeigten sich oft diese seltsamen Muster. Leute, die 'Ich hasse Israel' auf Facebook likten, tendierten auch dazu, KitKats zu mögen." 

Es sind Aussagen wie diese, die Wylie bereits in arge Bedrängnis gebracht haben. Die US-Aufsichtsbehörde FTC habe inzwischen Ermittlungen zu dem Fall eingeleitet, berichtete der Finanzdienst Bloomberg. Sollte sie eine Verletzung der Datenschutz-Regeln feststellen, kann sie hohe Strafen verhängen.

Der Whistleblower hat inzwischen die Seiten gewechselt, bereut, beteuert - und will am Ende aufklären. Facebook und Cambridge Analytica stürzte er damit ins Verderben. Wylies Facebook- und Instagram-Account wurden inzwischen gesperrt. In diesen turbulenten Tagen dürfte das noch die harmloseste Nachricht für den jungen Mann aus Kanada sein.

 

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