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Test an der Brown University: In diesem Café bezahlen Studenten nicht mit Geld, sondern mit persönlichen Daten
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Group of friends drinking cappuccino at coffee bar restaurant
ViewApart/ iStock.com
  • Finanzen100-Autor

Wer es an die prestigeträchtige Brown University in Rhode Island geschafft hat, ist bei Konzernen heiß begehrt. So sehr, dass die den Studenten jetzt Freigetränke spendieren, um ein wenig ihrer Aufmerksamkeit zu bekommen.

Einen Espresso? Geschenkt. Latte Macchiato? Bitte schön. Darf es noch ein Earl-Grey-Tee sein? Hier. Im Shiru Café der Brown University in Providence, Rhode Island, zahlen Studenten keinen Cent mehr. Die Filiale einer japanischen Café-Kette probiert an der Ivy-League-Universität ein neues Konzept aus: Studenten zahlen hier mit ihren persönlichen Daten. 

Um in den Genuss der Freigetränke zu kommen, müssen sie Angaben wie ihren Namen, Alter, Studienfach, Schwerpunkte und Email-Adresse angeben und einwilligen, dass das Café diese Daten weitergeben darf. Die Daten der Studenten sind heiß begehrt, denn die Brown University zählt zu den acht renommiertesten Hochschulen der USA – und Konzerne wollen sich die Nachwuchskräfte möglichst schnell sichern. 

Sponsoren dürfen Studenten direkt ansprechen 

Deswegen sucht das Café Sponsoren, Firmen, die bereit sind, die Daten der Studenten aufzukaufen und sie dafür im Gegenzug mit Einladungen und schlicht Werbung für Praktika, Werksstudentenstellen und Karrieremessen zu bombardieren.  

Die Sponsoren dürfen auch im Café selber werben, sowohl mit Plakaten als auch digital auf den Bildschirmen um Sitzbereich. Die Baristas sind, so sagt es die Shiru-Webseite, „speziell geschult, Studenten zusätzliche Informationen über unsere Sponsoren zu geben“, während diese auf ihren Kaffee oder Tee warten. Sogar Recruiting-Veranstaltungen dürfen die Geldgeber im Café abhalten. 

Bisher hat das Shiru-Café allerdings noch gar keine Sponsoren, den Gratis-Kaffee gibt es trotzdem schon. Die Kette will zunächst einen Datenpool aufbauen, mit dem es dann auf Sponsorensuche gehen kann. Interessierte Firmen konnten sich bereits bis Ende September auf der Café-Webseite selbst anmelden. 

Konzept löst Diskussion aus 

Shiru hat das Konzept aus Japan mitgebracht. Dort hat es sich an Universitäten bewährt. Die Kette gibt etwa an, dass die Großbank JP Morgan im vergangenen Jahr 40 Prozent ihrer neuen Banker in Japan in Shiru-Cafés rekrutiert hätte. In anderen Städten gehören Großkonzerne wie Mitsubishi, Microsoft und Accenture zu den Sponsoren. 

In den USA hat das Angebot allerdings eine Diskussion ausgelöst: Zwei Brown-Studenten, Harry August und Julia Rock, riefen in einem offenen Brief zum Boykott des Cafés auf. Ihnen stößt besonders sauer auf, dass Studenten durch das Angebot zu Jobs bei Firmen verführt werden, die nicht ethisch arbeiten. 

„JP Morgan war etwa die einzige Bank, die von der Finanzkrise profitiert hat und diese durch manipulative Praktiken möglicherweise mit ausgelöst hat“, schreiben die Studenten. Laut einer Uni-Statistik würde zudem die Hälfte der Brown-Absolventen nach dem Studium in der Finanz-, Tech-, oder Beratungsbranche anfangen – eben, weil diese Konzerne am aggressivsten um den Nachwuchs buhlen würden. Konzerne aus dem Bereich „Umwelt und Nachhaltigkeit“ würden nur zwei Prozent der Brown-Absolventen abgreifen können, weil sie sich Sponsor-Verträge, wie mit dem Shiru-Café, nicht leisten könnten. 

Studenten geben freiwillig Daten ab 

Die Studenten überzeugt das nicht. Bis jetzt habe keiner die Abgabe seiner Daten abgelehnt, sagte Sarah Ferris, Managerin des Uni-Cafés, dem National Public Radio. „Die meisten dieser Daten sind doch sowieso schon öffentlich“, ergänzt die Studentin Nina Wolff Landau. Studenten würden Namen, Alter, Studiengang und Interessen bei Karrierenetzwerken wie LinkedIn oder auf Facebook meist eh angeben, um von potenziellen Arbeitgebern gefunden zu werden. 

Übrigens: Wer dem Shiru-Café seine Daten nicht geben möchte, muss das auch nicht. Alle Getränke gibt es auch zum Mitnehmen für einen Dollar, Gebäck und Snacks sind sowieso von dem Angebot ausgenommen. Und auch Professoren und andere Mitarbeiter der Universität müssen ganz normal bezahlen.

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