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Aggressive Zinsprognosen „Im November ist eine weitere Zinserhöhung um 75 Basispunkte zu erwarten“

Fed-Chef Jerome Powell bei der Pressekonferenz zum September-Zinsentscheid
Fed-Chef Jerome Powell bei der Pressekonferenz zum September-Zinsentscheid: Die derzeitigen Zinssprognosen erwarten einen US-Endzins von 4,6 Prozent. | Foto: Imago Images / Xinhua
Tiffany Wilding

Frau Wilding, was bedeutet der jüngste Fed-Zinsschritt für die Märkte?

Tiffany Wilding: Auf der September-Sitzung erhöhte die Fed den Leitzins um 75 Basispunkte. Sie gab ihre bisher entschlossenste Botschaft über ihre Bereitschaft ab, alles zu tun, was nötig ist, um die Inflation zu bekämpfen. Die seit den letzten Prognosen der Fed im Juni gestiegene, hartnäckigere und breiter gefächerte US-Inflation sprach für einen wesentlich steileren Zinserhöhungspfad. Die Fed reagierte, indem sie den Zinspfad für 2022 und 2023 um 75 bis 100 Basispunkte anhob.

Eine sanfte Landung wird unwahrscheinlicher…

Wilding: Angesichts der restriktiveren Finanzbedingungen und des höheren Leitzinses sind wir der Ansicht, dass der Weg dahin immer schmaler wird. Der Fed-Chef Jerome Powell hat dies anerkannt, indem er einräumte, dass ein gewisser wirtschaftlicher Schmerz notwendig sein wird, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass mit großer Wahrscheinlichkeit eine Rezession in den USA in den nächsten zwölf Monaten eintritt – selbst wenn die Prognosen der Fed-Vertreter immer noch so etwas wie eine weiche Landung widerspiegeln, mit einem mittleren Ausblick auf ein leicht unter dem Trend liegendem Wachstum und einer nur geringfügig steigenden Arbeitslosigkeit.

Allison Boxer

Allison Boxer: Mit Blick auf die verbleibenden Sitzungen im Jahr 2022 gehen wir davon aus, dass die Prognosen für den Zinspfad eine weitere Anhebung um 75 Basispunkte im November wahrscheinlich machen, bevor sich das Tempo im Dezember auf 50 Basispunkte verlangsamt. Die meisten Fed-Vertreter rechnen derzeit mit Zinssenkungen ab 2024, da eine dann niedrigere Inflation bei einer gleichzeitig höheren Arbeitslosenquote die Fed dazu bringen sollte, den Leitzins wieder auf ein neutrales Niveau zu senken.

Inwieweit haben sich denn die makroökonomischen Aussichten seit den letzten Fed-Prognosen verändert?

Wilding: Das Inflationsbild hat sich deutlich verschlechtert: Die Inflation scheint nun fester und breiter gefächert zu sein. Die Lohninflation hat sich weiter beschleunigt und die Inflationserwartungen sind gestiegen. Die Konjunkturdaten spiegeln eine konjunkturelle Entwicklung, die sich nach einer Schwächephase im Mai und Juni wieder beschleunigt hat. Zugleich erweist sich der Arbeitsmarkt als bemerkenswert widerstandsfähig.

 

Infolgedessen erhöhte die Fed den Leitzins jüngst um 75 Basispunkte und passte ihre Zinsprognose für 2022 und 2023 deutlich an, sodass nun ein Endzins von 4,6 Prozent erwartet wird. Eine schrumpfende Wirtschaft und ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosenquote dürften letztlich die Inflation senken.

Was ist von der nächsten Zinssitzung im November zu erwarten?

Boxer: Wir sehen, dass sich die Fed in den kommenden Monaten weiterhin voll und ganz auf die Inflationsbekämpfung konzentrieren wird. Die Zinsprognosen deuten darauf hin, dass im November eine weitere Zinserhöhung um 75 Basispunkte kommt, bevor sich das Tempo im Dezember auf 50 Basispunkte verlangsamt. Wir sind der Ansicht, dass ein stabilerer Inflationsverlauf dafür spricht, dass die Fed den Leitzins noch einige Zeit auf einem restriktiven Niveau belassen wird, bevor sich die Wirtschaft endgültig abschwächt und dann aufgrund zunehmender Arbeitslosigkeit ein Kompromiss zwischen Inflation und Beschäftigung gefunden werden muss.

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