Prof. Dr. Florian Artinger über KI im Kundenalltag

Prof. Dr. Florian Artinger über KI im Kundenalltag

Prof. Dr. Florian Artinger über KI im Kundenalltag

Viele verbinden künstliche Intelligenz mit Programmen wie ChatGPT, die ganz bewusst zum Einsatz kommen. Wie stark die Technologie hintergründig bereits Anwendung findet, ist vielen Nutzern hingegen nicht bewusst. Wie würde sich ihr Alltag überhaupt verändern, wenn sie von heute auf morgen nicht mehr zur Verfügung steht? Wir haben unter anderem diese Frage Prof. Dr. Florian Artinger gestellt. Er ist Mitgründer und Geschäftsführer der Simply Rational GmbH. 

Um zu verdeutlichen, wie allgegenwärtig die Technologie schon ist: Wie würde sich Kundenbetreuung ändern, wenn KI in diesem Bereich von heute auf morgen komplett entfällt?

Prof. Dr. Florian Artinger: Kunden schätzen es, wenn ein Problem oder Frage schnell und einfach gelöst werden kann. Um einen klugen Prozess aufzusetzen, bedarf es Daten und Algorithmen.  Wenn diese nicht mehr zur Verfügung stehen, wäre es deutlich länger und zeitaufwendiger für Kunden, die richtigen Antworten oder Lösungen zu bekommen. Gerade in kritischen Situationen wie beispielsweise finanziellen Problemen, wo eine schnelle Reaktion notwendig ist, kann ein Wegfall der KI mitunter auch ernsthafte Konsequenzen für den Kunden haben. Statt eine gute Lösung zu identifizieren, verschleppt sich das Problem und generiert weitere Kosten, Ärger und Frustration.

Manche Länder bestehen schon jetzt auf strengere Reglementierungen für KI. Wie steht Ihr dazu?

Prof. Dr. Florian Artinger: Einer der leitenden Wissenschaftler bei Microsoft Research, Sebastien Bubeck, zeigt in einem Vortrag am MIT wie OpenAI intensiv an GPT-4 gearbeitet hat, um das Sicherheitsrisiko zu minimieren. Infolgedessen ist GPT-4 nicht mehr so leistungsfähig. Ob die Risiken jedoch wirklich adäquat adressiert sind, ist sehr schwer zu beurteilen, denn viele Risiken werden sich erst mit der Zeit zeigen. Um diesen entgegenzuwirken, plant die Bundesregierung an erster Stelle auf Transparenz zu setzten. Insbesondere in Hochrisikobereichen wie Finanzen, Gesundheit und Recht hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass transparente Modelle ebenso effektiv sein können wie traditionelle, komplexe KI-Algorithmen. Wo dies nicht möglich ist, ist es wichtig, dass Menschen klar erkennen können, was eine KI generiert hat und was von einem Menschen kommt. Beispielsweise nutzen Journalisten Zeit und Ortangaben von Files, um die Authentizität von Fotos und Videos zu bestimmen. Gleichzeitig bedarf es KI-Kompetenz: Menschen müssen lernen mit den Algorithmen zu arbeiten und diese gleichzeitig kritisch zu bewerten.

Bereits vor Jahren trat die Autokorrektur bei Smartphones die Diskussion los, die Gesellschaft würde durch entsprechende Technologie verdummen. Wie argumentiert Ihr gegen diese Behauptung beim Thema KI?

Prof. Dr. Florian Artinger: Klar ist, dass beispielsweise die Einführung des Taschenrechners dazu führt, dass Menschen weniger oft kopfrechnen und darin schlechter werden. Gleichzeitig erlauben Werkzeuge wie Taschenrechner oder Algorithmen aus der KI, Aufgaben schneller und genauer zu erledigen. Jedoch ist es bei herkömmlicher KI nicht nachvollziehbar, wie diese zu einem Ergebnis kommt. Es werden Black-Box Algorithmen eingesetzt, die selbst die Entwickler der KI nicht verstehen. Bei einem Taschenrechner hingegen verstehet der Anwender, wie es zum Ergebnis kommt, man kennt die Rechenschritte und kann die Plausibilität des Ergebnisses gut einschätzen. Genau dies sind Fähigkeiten, die Menschen auch im Umgang mit KI benötigen – eine KI-Kompetenz.

Titelbild: © Prof. Dr. Florian Artinger

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