Der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Felix Hufeld, hat Fehler bei der Kontrolle über den Zahlungsdienstleister Wirecard eingeräumt. Was dort passiert sei, sei ein "totales Desaster", sagte der Präsident der BaFin bei einer Bankenkonferenz in Frankfurt. "Es ist eine Schande, dass so etwas passiert ist."

Hufeld zufolge hätten private und öffentliche Institutionen – inklusive seiner eigenen Behörde – versagt. "Wir sind nicht effektiv genug gewesen, einen solchen Fall zu verhindern. Ich nehme die öffentliche Kritik voll und ganz an." Wichtig sei nun rasche Aufklärung.

Wirecard hatte in der Nacht zum Montag eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro, die das Unternehmen auf Treuhänderkonten verbucht hatte, sehr wahrscheinlich nicht existieren. Deswegen prüft der Konzern nun die nachträgliche Korrektur seiner Bilanzen der vergangenen Jahre. Bereits am Freitag war Vorstandschef Markus Braun zurückgetreten. Die Aktien des Unternehmens befinden sich schon seit Tagen im freien Fall.

Hufeld kündigte an, die BaFin werde die Strategien und Maßnahmen, "die wir vorgenommen haben und auch nicht vorgenommen haben", anpassen. Die Finanzaufsicht sei jedoch nur für die Aufsicht der Wirecard Bank zuständig gewesen, nicht für die gesamte Wirecard AG. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sprach bei derselben Veranstaltung von einer "ernsten Angelegenheit", die Auswirkungen weit über Wirecard hinaus haben könnte.

Wirecard wickelt bargeldlose Zahlungen für Händler ab – sowohl an Ladenkassen als auch online. Das Unternehmen ist seit mehr als einem Jahr in Bedrängnis, seit die Londoner Financial Times dem Management in einer Serie von Artikeln Bilanzmanipulationen vorwarf. Die Finanzaufsicht BaFin untersucht ebenso wie die Münchner Staatsanwaltschaft verschiedene Aspekte in dem Fall.