Ob die Corona-Warn-App des Bundes letztendlich wirklich helfen kann, die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzugrenzen, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Eine Woche nach ihrer Einführung durchbrach die App aber eine wichtige Schallmauer: Am Mittwoch hatten sich erstmals mehr als 15 Prozent aller Menschen in Deutschland die App heruntergeladen, Tendenz steigend. Auch die ersten Warnungen verschickte die App in der Nacht auf Mittwoch.
„Erste Warnungen gehen also heute Nacht ab kurz nach zwei deutscher Zeit raus“, erklärte einer der App-Entwickler, Malte Janduda, am Dienstag auf Twitter. Später schrieb er, dass er zu diesem Zeitpunkt von 20 bis 30 Infizierten ausgehe, die ihren positiven Corona-Test dem System gemeldet hatten. Aktuell – Stand 25. Juni – werden in der App 720 „Schlüssel“ angezeigt, also Meldungen von Erkrankungen. Davon ist allerdings eine Vielzahl von Fake-„Schlüsseln“ abzuziehen. Janduda zufolge spielt die App pro gemeldeter Erkrankungen neun „Fake-Keys“ ein, um die Anonymität der Teilnehmer zu gewährleisten.
Die Schwelle von 15 Prozent App-Nutzern wurde bei 83,2 Millionen Einwohnern in Deutschland bei 12,48 Millionen Downloads überschritten. Am Donnerstag lag die offizielle Downloadzahl bei 13 Millionen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) auf Twitter mitteilte. Nach Einschätzung von Experten ist ab einer Nutzungsquote von 15 Prozent mit einem spürbaren Effekt bei der Eindämmung der Pandemie zu rechnen.
Forscher der Universität Oxford hatten berechnet, dass eine Beteiligungsquote von 60 Prozent benötigt wird, wenn eine App im Kampf gegen Covid-19 alleine steht. Eine Tracing-App als Teil eines Pandemie-Konzepts inklusive Hygiene, Abstand und Atemschutz zeige dagegen schon bei 15 Prozent einen Effekt.
App jetzt auch im Ausland verfügbar
Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wurde die offizielle deutsche Corona-Warn-App mehr heruntergeladen als die Corona-Apps aller anderen EU-Staaten zusammen. Frankreich hatte in dieser Woche beispielsweise bekannt gegeben, dass die staatlich unterstützte Tracing-App „StopCovid“ seit ihrer Einführung am 2. Juni nur von 1,9 Millionen Personen heruntergeladen worden sei.
Um noch mehr Menschen zu erreichen, wird die deutsche Corona-Warn-App nun auch schrittweise in internationalen App-Stores angeboten. Seit Donnerstag ist die Anwendung nach RKI-Angaben auch in Österreich, Belgien, Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Polen und Rumänien verfügbar – bislang allerdings nur in den Sprachen Deutsch und Englisch. In einem Monat soll sie auch in weitere Sprachen übersetzt sein.