Plant Bundesfinanzminister Olaf Scholz eine große „Rentenschummelei“, die „keinem was bringt“? So zumindest ist ein BILD-Artikel überschrieben, der von den aktuellen Rentenplänen des Sozialdemokraten berichtet. Demnach solle die Durchschnittsrente künftig auf Grundlage von 47 Beitragsjahren zur Rentenkasse berechnet werden und nicht mehr wie bisher auf Basis von 45 Jahren. Die Wirkung: Die Rente steigt - aber nur scheinbar.

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Der Eckrentner - eine rein statistische Größe

Die Reform zielt auf den sogenannten Eckrentner. Das ist eine statistische Größe, die abbilden soll, was ein Durchschnittsrentner im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen vor Steuern zu erwarten hat. Dafür wird so getan, als würde der Rentner 45 Jahre volle Beitragszahlungen in die Rentenkasse auf Basis eines durchschnittlichen Einkommens leisten. Diese Rechnung ist auch entscheidend für das oft diskutierte Rentenniveau. Danach kommt ein Durchschnittsrentner aktuell auf 48,1 Prozent des Durchschnittsentgelts.

Keinen Cent mehr in der Tasche

Wird nun die Standardrente mit 47 Versicherungs-Jahren berechnet statt wie bisher mit 45 Jahren, würde das Rentenniveau von 48,1 Prozent auf 50,2 Prozent des Durchschnittseinkommens steigen, so rechnet die BILD vor. Das klingt zunächst gut. Dumm nur, dass die Rentner nichts davon hätten. Sie haben letztendlich nicht einen Cent mehr in der Tasche.

Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes, kommentiert gegenüber der "Bild": "Die Zeiten für die Standardrente zu verlängern, macht nur die Zahlen schöner, bringt aber keinen einzigen Euro mehr.“

Aktuell muss der Eckrentner 45 Jahre lang genau das jährliche Durchschnittsentgelt von 37.873 Euro (Westwert) verdient haben und damit 45 Rentenpunkte eingesammelt haben. In den alten Bundesländern ist ein Rentenpunkt derzeit monatlich 32,03 Euro wert, im Osten 30,69 Euro. Damit beziffert sich die Standardrente auf 1.441 Euro in West und 1.381 Euro in Ost.

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Spötter könnten nun anmerken: Mit der neuen Rechenmethode wäre es auch deutlich einfacher, das Rentenniveau dauerhaft zu sichern. Olaf Scholz hatte vor wenigen Wochen gefordert, das Rentenniveau bis 2040 bei 48 Prozent zu stabilisieren. Die aktuellen Pläne der Bundesregierung sehen vor, das Rentenniveau bis 2025 bei mindestens diesem Wert festzuzurren (der Versicherungsbote berichtete).

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