Axa verkauft irische Lebensversicherung: 230.000 deutsche Kunden betroffen

740px 535px

Der französische Axa Konzern will seinen irischen Lebensversicherer verkaufen. Für deutsche Kunden und Vermittler soll trotzdem laut Axa Deutschland "alles beim Alten" bleiben. Der Verkauf sei ebenso ein Sonderfall, wie der Verkauf der Pensionskasse pro bAV Anfang des Jahres. Die Axa Gruppe und Axa Deutschland wollen künftig weiterhin Lebensversicherungen verkaufen. Und sich in Deutschland auch nicht vom klassischen Bestand trennen.

Betroffen sind vom Verkauf der Axa Life Europe 230.000 Kunden, die die Fondspolice "Twin Star" abgeschlossen haben. Das Produkt wurde Ende 2012 wegen der Finanzkrise eingestellt. Die Axa Irland hatte sich mit den Garantien verhoben und die Axa Gruppe musste Verluste ausgleichen. Ein Neugeschäft hätte nicht mehr zu attraktiven Konditionen angeboten werden können. Jetzt trennt sich der Versicherer auch von dem Twin-Star-Bestand, weil für den Investor starke Kursschwankungen, die innerhalb der Produkte auftreten unproblematischer seien, als für die Axa Gruppe.

Kompliziertes Hedging notwendig
Die französische Axa Gruppe hat am 1. August 2018 ihre Absicht bekanntgegeben, die irische Tochtergesellschaft AxaA Life Europe an den Finanzinvestor Cinven zu veräußern. Cinven ist ein britisches Private-Equity-Unternehmen mit Sitz in London. Gemeinsam mit der Hannover Rück führt der Investor auch Viridium mit Sitz in Neu-Isenburg, das aktuell einen Vertrag zum Kauf der deutschen Generali Lebensversicherung abgeschlossen hat.

Laut Axa Deutschland wurde "Twin Star" an 300.000 Kunden in Deutschland verkauft. 70.000 Versicherte haben die Rentenpolice bereits gekündigt oder sich bei Ablauf das Fondsguthaben auszahlen lassen. Bei "Twin Sta", das seit April 2006 im deutschen Markt verkauft wurde, handelt es sich um ein Variable Annuities (VA). Bei VAs wird die Garantie für die Kunden durch den Kauf von Garantieprodukten am Kapitalmarkt hergestellt. Es ist ein kompliziertes Hedging notwendig. Bei den Produkten handelt es sich so genannte Guaranteed Minimum Income Benifits (GMIB), also um Fondspolicen mit endfälliger Rentengarantie. Den Kunden wird schon bei Vertragsabschluss eine garantierte Mindestrente versprochen. "Wir haben eine Garantie von 3,25 Prozent gegeben", sagte Patrick Dahmen, Mitglied des Vorstandes der Axa Lebensversicherung Deutschland im Gespräch mit Versicherungsmagazin.

 Hohe Verluste durch "Twin Star"
In der Finanzkrise musste Axa Life Europe Verluste durch die VA-Policen hinnehmen. Sie beliefen sich 2008 auf 84 Millionen Euro. „Auch in den Jahren 2009 und 2010 sind Verluste aufgetreten“, bestätigt Dahmen ohne ihre Höhe zu beziffern. Der Vorstand verwies darauf, dass diese Verluste von den Aktionären der Axa getragen werden mussten. Die Verluste entstanden, weil im Zuge der Finanzkrise stark gestiegene Kosten zur Absicherung der Garantien notwendig wurden.

Wie Professor Jochen Ruß vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften in einem allgemeinen Beitrag zu VA erläutert, entstehen solche Verluste, wenn der Versicherer die Garantien nicht oder nicht vollständig abgesichert hat und die Kosten für die Absicherungsinstrumente überproportional steigen. Das wird auch im Neugeschäft zum Problem, weil die Wertpapiere, die zur Absicherung der Garantien notwendig sind, zu teuer werden oder gar nicht mehr verfügbar sind. „Der strategische Grund des Verkaufes ist, dass ein Finanzinvestor starke Kursschwankungen nicht ausgleichen muss, wenn er sein Hedging als langfristiges Mittel zu Erzeugung der Garantien versteht“, erläuterte Dahmen. So könne Axa als börsennotiertes Unternehmen hingegen nicht handeln. Für die Kunden seien die Twin Star Policen auch nach dem Verkauf ein sehr werthaltiges Investment. Nach Kosten würden die hinterlegten Fonds im Schnitt zwischen drei und fünf Prozent performen.

Mehrheit hat keinen Verlust gemacht
"
Die absolute Mehrheit der Kunden hat mit Twin Star keine Verluste gemacht", sagte Dahmen. Nur in Einzelfällen, wenn der Kunde zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt eingestiegen und die Police relativ schnell wieder gekündigt habe, seien theoretisch Verluste möglich gewesen. Trotzdem stellte Ruß zu VA-Produkten schon 2013 fest: "Jede Garantie ist nur so gut wie der Garantiegeber!" Die Kunden müssen somit nun dem Finanzinvestor Cinven Vertrauen schenken. "Die vertraglich geregelten Garantien und Bedingungen bleiben unverändert bestehen", heißt es bei Axa Deutschland. Das Unternehmen bleibe weiterhin "erster Ansprechpartner" für Kunden mit Twin Star-Policen und verwaltet die Bestände. Das sei für die nächsten 30 Jahre vertraglich gesichert. Auch für die Vertriebspartner in Deutschland soll sich durch den Verkauf nichts ändern.

Klassik-Verkaufsgerüchte sind "Ente"
Wir wollen in der Altersvorsorge in Deutschland weiterwachsen, der Verkauf der Pensionskasse Probav und des Bestandes von Twin Star sind Spezialfälle“, so Dahmen. Ein Verkauf des klassischen Bestandes, der rund zwei Millionen Verträge und einen Wert von 1,6 Milliarden Euro ausmacht, komme nicht infrage. "Die Meldungen, die das in der Vergangenheit in Frage stellten, waren echte Zeitungsenten", so Dahmen. Aus dem klassischen Bestand schöpfe der Versicherer Kapitalkraft. Grund seien lange Laufzeiten der Kapitalanlagen. Bereits seit 2002 seien die Durationen deutlich verlängert worden.

Im Neugeschäft setzt Axa auf die fondsgebundene Relax Rente, einem Hybrid, bei dem die endfälligen Garantien über den Deckungsstock erzeugt werden. Dahmen: "Wer es möchte, kann sogar bei uns immer noch eine klassische Lebensversicherung kaufen." Auch wenn sich das Produkt angesichts eines Garantiezinses von 0,9 Prozent kaum noch lohne.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

Zum Themenspecial "Run-Off"

 

Alle Branche News