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SPIEGEL ONLINE

Überraschung in Las Vegas Sony präsentiert eigenes E-Auto

Der Elektrokonzern Sony mischt sich nun unter die Autobauer. Auf der Technikmesse CES in Las Vegas hat er ein eigenes E-Auto vorgestellt. Und Konkurrent Toyota versucht sich sogar als Städtebauer.

Das japanische Elektronikunternehmen Sony   hat ein eigenes Auto vorgestellt - und auch deutsche Zulieferer waren an der Entwicklung beteiligt. Den Prototyp des elektrisch angetriebenen Fahrzeugs präsentierte der Konzern auf der Technikmesse CES in Las Vegas, schwieg allerdings zu Produktionsplänen.

Das Auto namens Vision-S solle demonstrieren, welche Möglichkeiten in den technischen Entwicklungen aus dem Hause Sony steckten, sagte Konzernchef Kenichiro Yoshida. Dazu zählen Software, Sensoren und Sicherheitstechnik ebenso wie ein komplettes Entertainmentsystem. "Dieser Prototyp verkörpert unseren Beitrag zur Zukunft der Mobilität."

Seinen Angaben zufolge hat Sony den Wagen zusammen mit einer ganzen Reihe von Partnern entwickelt - allen voran Magna Steyr aus Österreich, aber auch den drei großen deutschen Zulieferern Bosch, Continental und ZF. Die eigens neu entwickelte Elektroplattform sei geeignet, auch andere Fahrzeugtypen wie etwa SUV anzutreiben. Sony selbst ist unter anderem stark bei Kamerasensoren, die zum Beispiel in vielen Smartphones zum Einsatz kommen. Im Innenraum des Vision-S fällt ein langes Display auf, das fast von Tür zu Tür reicht.

Sony Vision-S bei der CES 2020 in Las Vegas

Sony Vision-S bei der CES 2020 in Las Vegas

Foto: Kyodo News/ imago images

Experten hatten schon lange damit gerechnet, dass mit dem Vormarsch von Elektrofahrzeugen auch Elektronikkonzerne in das Autogeschäft einsteigen. Das wurde aber vor allem von Apple erwartet - der iPhone-Konzern stutzte aber sein jahrelanges Entwicklungsprogramm und konzentriert sich aktuell auf Roboterwagen-Technologie.

Toyota will Stadt der Zukunft errichten

Auf autonomes Fahren setzt verstärkt auch der japanische Autobauer Toyota. Auf der CES kündigte er den Bau einer eigenen kleinen Retortenstadt für den Test dieser Zukunftstechnologie an. Dafür soll das Gelände einer stillgelegten Fabrik des Autobauers in der Nähe des Bergs Fuji umgebaut werden, wie Firmenchef Akio Toyoda ankündigte.

In der kompakten "Woven City" ("Verflochtene Stadt") sollten zunächst rund 2000 Menschen leben - unter anderem Toyota-Mitarbeiter mit ihren Familien, Ruheständler und Forscher. Die Grundsteinlegung sei für kommendes Jahr geplant.

Toyota-Chef Akio Toyoda mit Architekt Bjarke Ingel vor einer Darstellung der "Woven City"

Toyota-Chef Akio Toyoda mit Architekt Bjarke Ingel vor einer Darstellung der "Woven City"

Foto: Robyn Beck/ AFP

Toyota ist nicht der erste Technologiekonzern, der den Aufbau einer Stadt-Infrastruktur versucht. Google kündigte bereits 2017 ein ähnliches Projekt in der kanadischen Metropole Toronto an, allerdings nur auf einer Fläche von knapp fünf Hektar. Das geplante Toyota-Gelände soll eine Fläche von gut 70 Hektar haben. Als Stadtplaner wurde der dänische Stararchitekt Bjarke Ingels engagiert. Ein großer Teil der Infrastruktur - zum Beispiel Brennstoffzellen-Anlagen für die Energiegewinnung - werde unter die Erde verlegt.

Eine zentrale Rolle in dem Konzept spielen Toyotas autonome Mehrzweckfahrzeuge, die zum Transport von Menschen, aber auch als mobile Geschäfte oder Büros eingesetzt werden können. Die kastenförmigen Wagen mit dem Namen e-Palette hatte der Konzern vor zwei Jahren in Las Vegas vorgestellt. Der südkoreanische Konkurrent Hyundai entwickelt ein ähnliches Konzept - und präsentierte auf der CES auch den Prototyp eines Lufttaxis.

Inzwischen versuchen immer mehr Unternehmen auf dem Markt für Roboterautos zu punkten. So kündigte auch der Chip-Konzern Qualcomm den Einstieg ins Geschäft mit Computern für automatisiertes Fahren und Robotaxis an. Erste Fahrzeuge mit Qualcomm-Systemen sollen zum Jahr 2023 auf die Straße kommen. Der chinesische Drohnen-Spezialist DJI will den Markt für Laserradare, mit denen Roboterwagen ihre Umgebung abtasten, mit deutlich günstigeren Geräten als bisher aufmischen.

apr/dpa