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Sinkende Werbeumsätze Facebook warnt vor den Folgen von Apples nächstem Update

Mit iOS 14 wird es schwieriger, in Apps personalisierte Werbung auszuspielen. Das erhöht den Datenschutz, gefährdet laut Facebook aber die Werbeeinnahmen von kleineren Entwicklern und Verlagshäusern.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus im Oktober 2019

Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus im Oktober 2019

Foto: MANDEL NGAN / AFP

Facebook hat am Mittwochabend vor den Auswirkungen neuer Datenschutzfunktionen in iOS 14 gewarnt. Die Einnahmen von Verlagshäusern und App-Entwicklern durch Werbung dürften durch Änderungen in Apples iPhone-Betriebssystem teilweise massiv zurückgehen, hieß es von Facebook in einem Blogpost . Das Update auf iOS 14 wird in einigen Wochen erwartet.

Der Einnahmerückgang liege daran, dass personalisierte Werbung durch iOS 14 deutlich erschwert werde. Bei Tests habe man einen Rückgang von mehr als 50 Prozent der Einnahmen festgestellt, die App-Betreiber bekommen, wenn in ihren Apps Werbung angezeigt wird.

Den Test hat Facebook mit seinem Werbeprogramm "Audience Network" durchgeführt. Darüber können Werbetreibende personalisierte Anzeigen buchen, die dann in anderen Apps angezeigt werden. Facebook leitet Einnahmen daraus an die App-Betreiber weiter. Der Rückgang der Einnahmen könnte laut Facebook insbesondere für kleinere Entwickler und Verlagshäuser Folgen haben.

David Chavern, Präsident des nordamerikanischen Verlagsverbandes News Media Alliance, rechnet allerdings nicht damit, dass die Folgen für Verlagshäuser so schwerwiegend sein werden, wie Facebook es darstellt. Diese würden beispielsweise auf Basis eigener Daten darüber, welche Art von Geschichten ein Nutzer liest, auswählen können, welche Anzeigen diesem Nutzer ausgespielt werden, sagte Chavern der Nachrichtenagentur Reuters. Diese Art personalisierter Werbung werde durch Apples Update nicht eingeschränkt.

iOS 14 bietet mehr Datenschutz

Der Grund für Facebooks Sorge: In iOS 14 können Nutzerinnen und Nutzer selbst entscheiden, ob sie App-Betreibern ihre sogenannte IDFA-Kennnummer übermitteln wollen. Diese Kennnummer ist wichtig, damit Werbetreibende gezielt personalisierte Werbung anzeigen können. (Hintergründe zu der neuen Datenschutzfunktion in iOS14 lesen Sie hier.)

Facebook erklärte in seinem Blogpost, dass man als Reaktion auf Apples Update die Apps des Unternehmens - zu denen neben der Facebook-App auch Instagram und WhatsApp gehören - insofern verändern werde, dass diese keine IDFA-Nummer mehr sammeln.

"Wir wollten diese Änderungen nicht, aber leider zwingt uns Apples Update auf iOS 14 zu diesem Schritt", heißt es in Facebooks Blogpost. Die Veränderung in den eigenen Apps werde aber dazu führen, dass man bei Nutzung der Apps des Unternehmens unter iOS 14 nicht gefragt werde, ob man Daten an Facebook übermitteln will.

App-Einnahmen statt Werbeeinnahmen?

Wann genau iOS 14 veröffentlicht wird, ist nicht bekannt. Häufig wird ein solches großes Update Mitte bis Ende September freigegeben, wegen der Corona-Krise könnte es dabei aber Verzögerungen geben. Beobachter rechnen mit einer Freigabe im Oktober. Eine Beta-Version ist bereits seit Monaten verfügbar.

"Apple verfolgt mit diesem Schritt auch ein Eigeninteresse", vermutet John Nardone, Chef des Online-Werbeunternehmens Flashtalking gegenüber Reuters. "Wenn es schwerer wird, mit Werbung Geld zu verdienen, dann müssen Apps von Nutzerinnen und Nutzern direkt mehr Gebühren verlangen", erklärte Nardone.

Wie man aus dem Konflikt mit Epic Games wissen, nehme sich Apple 30 Prozent dieser Umsätze. Das Unternehmen habe nicht viel von Werbung, profitiere aber sehr wohl von App-Einnahmen, so Nardone.

hpp/Reuters