Not the Savedroid you were looking for: Doch kein Exit-Scam?

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Not the Savedroid you were looking for: Doch kein Exit-Scam?

AANNND IT’S GONE.

Manche kennen das lustige Bildchen aus der US-amerikanischen Fernsehshow South Park. Gestern prangte es ohne Vorwarnung auf der Homepage des Fintechs Savedroid – wo es eine Welle der Empörung auslöste. Aber nicht das Meme allein war dafür verantwortlich, sondern auch die Totenstille in der Rufleitung von Savedroid-CEO Yassin Hankir und die Urlaubsbilder, die er plötzlich auf Twitter veröffentlichte. Die Anleger witterten einen Exit-Scam nach dem gelungenen ICO. Aber langsam. Alles von Anfang an.

Wie man mit ICOs Geld verdient

ICO ist die Abkürzung für „Initial Coin Offering“. Man könnte es mit der Erstausgabe von Aktienpapieren zum Börsenstart eines Unternehmens vergleichen. Normalerweise ist ein ICO zur Finanzierung neuer Unternehmen und Start-Ups gedacht. Das Start-Up – in diesem Fall Savedroid – erzeugt digitale Tokens, die es dann verkauft. Eingenommenes Geld soll dem Wachstum des Unternehmens dienen. ICOs sind darum so beliebt, weil neue Unternehmen den Weg zur Bank oder zu Investoren umgehen können.

Der Unterschied zum IPO (Initial Public Offering) an der Börse: Der Besitz von ICOs bringt kein Eigentum am Unternehmen mit sich. Käufer hoffen allerdings auf einen steigenden Kurs der erstandenen Tokens. Ein ICO dient, grob gesagt, als Fundraiser für neue Unternehmen und wird in der Krypto-Branche sehr kritisch gesehen, weil es nicht genug Regulierungen dafür gibt.

Auf, auf und davon

Man kann sich also vorstellen, dass die Investoren, die auf einen steigenden Kurs des von Savedroid angebotenen Tokens gehofft hatten, nicht so begeistert waren, als oben erwähntes Meme auf der Homepage auftauchte. Vor allem, weil Hankir zusätzlich auf Twitter einen Screenshot teilte, der ihn an einem Flughafen zeigte. Dazu schrieb er: „Thanks guys! Over and out … #savedroidICO“

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Unsicherheit machte sich breit. Handelte es sich um einen sogenannten Exit-Scam? Nimm er das Geld und haut ab? War es ein Hack? Oder doch nur ein PR-Stunt? Am Mittwochabend brodelte die Gerüchteküche. Immerhin ging es um eine Summe von etwa 40 Millionen Euro von 35.000 Kleininvestoren. Laut Gründerszene hatte Savedroid sechs Milliarden Token verkauft.

Ehrlichkeit währt am längsten

Am Donnerstag kam dann die Auflösung. Und zwar vom Savedroid-CEO Hankir höchstpersönlich. In einem Youtube-Video erklärte er die Hintergründe seines Handelns. Er stellte klar, dass er nur darauf aufmerksam machen wollte, wie leicht es wäre, sich nach einem ICO vom Acker zu machen. Das sei nur möglich gewesen, weil ICOs unzureichend reguliert seien. Die Fotos, die er auf Twitter postete, stammten anscheinend bereits von seinem Osterurlaub.

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Echo!

Die Kernaussage seines Videos stimmt. Es lässt sich schlecht widerlegen, immerhin hat Hankir bewiesen, wie leicht es ist, die Benutzerkonten seiner Anleger zu sperren und so für Panik zu sorgen. Allerdings zeigt die Reaktion in den sozialen Netzwerken, dass das Vertrauen, mit dem die Investoren ihre Savedroid-Tokens gekauft haben, verschwunden ist. Ob diese Aktion seinem Unternehmen allerdings weiterhilft oder ihm vielmehr heftig geschadet hat, bleibt abzuwarten. Derzeit überprüft die Frankfurter Staatsanwaltschaft, ob eine Anzeige erstattet werden kann.

Titelbild: © fotogestoeber

Konstantin von Essen
Konstantin von Essen
Exil-Hamburger, dem es an der Isar überraschend gut gefällt. Entschied sich nach dem Politik- und Geschichtsstudium in der schwäbischen Provinz gegen die Karriere als Taxifahrer. Stattdessen schreibt er jetzt für uns, bevorzugt über Zukunftstrends der Versicherungswirtschaft.

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