Diese Zahlen sind ein Ergebnis der aktuellen Studie der Creditreform Boniversum GmbH Versicherungen – Schadensfälle und Falschangaben. Das sollte den Versicherern zu denken geben: 78 Prozent der Verbraucher sind der Meinung, dass bewusste Falschangaben bei Schadensfällen reduziert oder verhindert werden könnten, wenn die Versicherungen die Schadensfreiheit der Verbraucher belohnen würden. Stolze 78 Prozent erwarten dadurch eine Verringerung an Schadensfällen. Lediglich sechs Prozent messen einem Belohnungssystem keinerlei Bedeutung bei.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie, Versicherungsnehmer haben keine Ahnung, was sie für ihren Schutz bezahlen. "Die Frage nach der geschätzten monatlichen Beitragshöhe je Versicherungssparte liefert überraschende Ergebnisse. Die Versicherungsnehmer schätzen ihre monatlichen Ausgaben für Versicherungen wesentlich höher ein als sie tatsächlich sein dürften: 109 Euro bei der KFZ-Haftpflicht, jeweils 100 Euro für Wohngebäude und KFZ-Kasko, 54 Euro für Hausrat und 43 Euro für die Privathaftpflicht. Beeinflusst dies die Hemmschwelle für Betrug?“, fragt Nils Gebel, Sales Consultant Insurance der Creditreform Boniversum GmbH.
Versicherungsbetrug ist einfach
Viele Verbraucher sehen keinen hohen Schwierigkeitsgrad, die Versicherung durch bewusste Falschangaben zu täuschen. Auch darüber sollten die Versicherer einmal nachdenken.
Ganze 68 Prozent der Befragten schreiben jeweils der Hausrat und Privathaftpflicht einfache beziehungsweise sehr einfache Betrugschancen zu,32 Prozent sehen Falschangaben bei der Wohngebäudeversicherung und 36 Prozent bei der KFZ-Haftpflicht sowie ebenfalls 36 Prozent bei der KFZ-Kasko als "einfach zu realisieren" an.
Rund 77 Prozent der befragten Verbraucher sind sich bewusst, dass eine Versicherung im Schadensfall eine einseitige Kündigung aussprechen kann. Etwa neun Prozent der befragten Versicherungsnehmer geben an, bereits mindestens einmal – entweder allein oder mit anderen – durch Falschangaben ihre Versicherung betrogen zu haben. Die Falschangaben verteilen sich auf alle Versicherungssparten ungefähr gleich.
Gängigste Betrugspraxis ist gemäß der Umfrage die Angabe einer erhöhten Schadenssumme. 51 Prozent der Befragten, die angeben, bei Schadensmeldungen nicht ehrlich gewesen zu sein, haben diesen Weg gewählt. 39 Prozent der Verbraucher haben einen Schaden sogar selbst herbeigeführt und 30 Prozent einen solchen vorgetäuscht.
Schuldbewusstsein vorhanden
Immerhin 87 Prozent der befragten Verbraucher verstehen bewusste Falschangaben bei Schadensmeldungen als kriminell, 13 Prozent als Kavaliersdelikt. Insgesamt äußern 36 Prozent Verständnis für Falschangaben. Der überwiegende Teil aller Befragten zeigt jedoch ein geringes Verständnis (64 Prozent). Je höher das Einkommen und der Bildungsstand, desto geringer das Verständnis. Zudem zeigen sich Männer (21,3 Prozent) hier verständnisvoller als Frauen (15,1 Prozent).
"Unsere Studie zeigt, dass die Deutschen sicherheitsbewusst und generell mit Versicherungen zufrieden sind. Der Großteil besitzt auch ein Rechtsempfinden. Dennoch entsteht den Versicherungen ein immenser Schaden durch Betrug. Entsprechende Belohnungssysteme könnten die Problematik deutlich eindämmen", erklärt Gebel.