Corona: Mit welchen Kosten die Versicherer rechnen müssen

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Die Corona-Krise dürfte die Versicherer teuer zu stehen kommen, glaubt das Beratungsunternehmen Meyerthole Siems Kohlruss. Allein die "bayerische Lösung" werde 300 Millionen Euro kosten. Manche Versicherer dürften jedoch auch profitieren.

In Deutschland sind viele Autobahnen - wie hier an den Osterfeiertagen - verwaist. Dies hat auch Folgen für die Versicherer.

In Deutschland sind viele Autobahnen - wie hier an den Osterfeiertagen - verwaist. Dies hat auch Folgen für die Versicherer. Bild: picture alliance

Die Versicherungsbranche erlebt derzeit durch das Corona-Virus einen echten Stresstest. Dieser reicht dabei weit über das Thema der Betriebsschließungsversicherungen hinaus, das medial auch jenseits der Branchenmedien am meisten Aufmerksamkeit genießt. Auch Arbeitsabläufe, digitale Geschäftsmodelle und Finanzierungsrunden werden merklich durch den Ausnahmezustand beeinflusst. „Die Zeit nach Corona wird nicht mehr dieselbe sein wie vor Corona“, kommentierte Prof. Dr. Fred Wagner die Krisen-Auswirkungen im procontra-Interview.  

Auch in der Kapitalanlage sowie dem Schadensaufkommen spüren die Versicherer die Krise – mal positiv, mal negativ. Wie sich die Krise konkret auf die deutschen Kompositversicherer auswirkt, hat nun die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) ermittelt.  

Kapitalanlage

Da die deutschen Kompositversicherer im Durchschnitt nur ein Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien investiert hatten, sind sie von der Talfahrt der Aktienmärkte nur bedingt betroffen. Die Auswirkungen der Krise auf die Kapitalmärkte bekommen aber auch sie spüren, wie MSK-Geschäftsführer Dr. Andreas Meyerthole betont: „Geht man allerdings davon aus, dass auch die Anleihen in der aktuellen Krise 10 Prozent ihrer Kurse eingebüßt haben, so wird die Solvenzquote (SCR-Bedeckung) überschlägig marktweit um ca. 20 Prozentpunkte sinken.“  

Unternehmen, die risikoreicher investiert hätten und somit „härter am Wind segeln“, wie es Meyerthole ausdrückt, seien entsprechend härter von den kriselnden Kapitalmärkten betroffen.  

Schadensaufkommen  

Auch im Bereich des Schadensaufkommens bekommen die Versicherer die Corona-Auswirkungen zu spüren, unter anderem in der Warenkreditversicherung sowie bei den Betriebsschließungsversicherungen. Hier hatten einige Versicherer zuletzt einen Kompromiss mit Politik und Verbänden des Hotel- und Gaststättengewerbes vereinbart. „Doch allein der Kompromiss mit DEHOGA Bayern dürfte die Branche nach MSK-Berechnungen mindestens 300 Mio. Euro kosten“, schätzt MSK-Geschäftsführer Onnen Siems die Kosten für die Versicherer ein. Hier bleibt allerdings abzuwarten, wie viele betroffene Gastronomen und andere Policeninhaber sich auf den Kompromiss einlassen – zumal eine Anwaltskanzlei zuletzt vermeldete, dass die von den Versicherern aufgestellte Rechnung nicht funktioniere, da die Arbeitsagentur die Zahlung des Kurzarbeitergelds verweigerte.  

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