Eine ältere Frau am holt Münzen aus ihrem Portemonnaie.  | dpa Bildfunk, picture alliance/Stephanie Pilick/dpa

Altersarmut bei Senioren Grundsicherung auf Rekordstand

Stand: 25.05.2021 09:02 Uhr

Altersarmut bedroht immer mehr alte Menschen - das zeigen Zahlen zum Bezug der Grundsicherung in Deutschland. Ende 2020 waren so viele Senioren auf die Leistung angewiesen wie noch nie.

Mehr als 564.000 Menschen in Deutschland haben Ende vergangenen Jahres Grundsicherung erhalten. Das ist ein Rekordwert und damit auch der höchste Stand seit der Einführung der Leistung im Jahr 2003. Die Zahlen stammen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei im Bundestag.

Auf Grundsicherung angewiesen sind vor allem Frauen. So erhielten laut Statistischem Bundesamt Ende 2020 knapp 315.000 Frauen und 249.000 Männer die Leistung. Ende 2019 floss Grundsicherung an 562.000 Menschen. Die Zahl steigt seit der Einführung im Jahr 2003 deutlich, damals waren lediglich 258.000 Menschen auf sie angewiesen. Die Grundsicherung hatte die damalige rot-grüne Koalition eingeführt, um "verschämte Altersarmut" abzubauen. Sie orientiert sich an den Regelsätzen der zuvor bezahlten Sozialhilfe.

Forderung nach höherem Mindestlohn

Die Linke wollte bei ihrer Anfrage an die Regierung zudem wissen, welcher Bruttostundenlohn im Arbeitsleben erforderlich ist, um nicht auf Grundsicherung angewiesen zu sein. Ein Stundenlohn von 12,21 Euro demnach nach heutigem Berechnungsstand nötig, um eine Rente zu erreichen, die so hoch ist wie die im Schnitt bewilligte Grundsicherung, wenn man dabei nicht auf Grundrente angewiesen sein will.

Für die Anfang des Jahres eingeführte Grundrente würde sogar ein Stundenlohn von 7,27 Euro reichen. Während die Grundsicherung als eigenständige Sozialleistung beantragt werden muss, prüft die Rentenversicherung automatisch, ob ein Anspruch auf Grundrente besteht. Grundrente bekommt, wer mindestens 33 Jahre Beiträge aus Beschäftigung, Kindererziehung oder Pflege aufweist und mehr als nur ergänzendes Einkommen etwa durch Minijobs hatte.

Viele Menschen von Grundrente ausgeschlossen

Linken-Rentenexperte Matthias W. Birkwald sagte der Deutschen Presse-Agentur, die neuen Zahlen des Bundesarbeitsministeriums zeigten auch, "dass wir von einem angemessenen Mindestlohn aktuell sehr weit entfernt sind". Die Grundrente gleiche die Rentenlücke zwar aus. "Es sind aber zu viele Menschen von ihrem Bezug ausgeschlossen."

Auch nach der Einführung der Grundrente sind viele Menschen also weiterhin auf Grundsicherung angewiesen. Um die Lage vieler Senioren zu verbessern, hat die Regierung noch eine weitere Verbesserung eingeführt. Seither wird nicht mehr die gesamte gesetzliche Rente als Einkommen auf die Grundsicherung angerechnet. Empfängerinnen und Empfänger mit Erwerbs- oder Kindererziehungszeiten haben einen Freibetrag von 223 Euro. Zusammen mit den 835 Euro durchschnittlicher Grundsicherungsbedarf ergibt das damit ein Nettoeinkommen von 1058 Euro bei einem Einpersonenhaushalt. Um eine solche Nettorente im Alter zu erreichen, wäre rechnerisch ein Stundenlohn von 14,37 Euro nötig, heißt es in der Regierungsantwort.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. April 2021 um 10:17 Uhr.