Corona-Krise: Rotstift bei Altersvorsorge

Michael Fiedler Corona Berater

Fehlende Aufträge, Einkommensverluste, Kurzarbeit: Die Corona-Krise zwingt viele Deutsche, die eigenen Ausgaben zu begrenzen. Dabei wird der Rotstift besonders bei der Altersvorsorge angesetzt.

Wer aufgrund der Corona-Krise Einkommensverluste verzeichnen muss, setzt den Rotstift bevorzugt bei der Altersvorsorge an. Bild: Adobe Stock/Elena Abrazhevich

Wie ändert sich das Sparverhalten der Deutschen in der Corona-Krise, wollte das Deutsche Institut für Altersvorsoge (DIA) wissen und ließ eine repräsentative Umfrage dazu durchführen.

Kernergebnis: Wer im März oder April geringere Einkünfte aufgrund der Corona-Krise verzeichnen musste, streicht oder kürzt vor allem bei der Altersvorsorge.
Etwa 20 Prozent der Befragten verzeichneten geringere Einkünfte, weil Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit oder sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung ganz oder teilweise ausblieben.

Tatsächlich könnte die Zahl der Betroffenen noch steigen, denn die Bundesagentur für Arbeit meldete Rekordwerte für Kurzarbeit. Bis zum 26. April 2020 wurden 10,1 Millionen Menschen für Kurzarbeit angemeldet. Auch die Zahl der im April 2020 arbeitslos gemeldeten Personen stieg gegenüber dem Vormonat um 300.000 Menschen an; die Arbeitslosenquote betrug im April 5,8 Prozent. Hinzu kommen all jene Soloselbstständige und Kleinstunternehmer, denen Einnahmen und Verdienste wegbrechen.

Wer von Einkommenseinbußen betroffen ist

Insbesondere größere Haushalte sind von Einkommenseinbußen betroffen. So verzeichneten nur 17 Prozent der Ein-Personen-Haushalte im März oder April Einkommensverluste. Dieser Anteil steigt allerdings bis auf 28 Prozent bei Haushalten mit vier Personen. Die häusliche Betreuung von Kindern führt also bei vielen Eltern zu geringeren Einkünften. Zudem sind Teilzeitbeschäftigte häufiger von Einkommensminderungen betroffen (31 Prozent) als Vollzeitkräfte (24 Prozent). Der „Sparzwang“ trifft vor allem jene, die ohnehin Schwierigkeiten bei Vermögensaufbau und Altersvorsorge haben.

Wo der Rotstift angesetzt wird

„Die Altersvorsorge ist offenkundig einer der Posten, die bei einem finanziellen Engpass zuerst in Frage gestellt werden“, so Klaus Morgenstern, Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). 19 Prozent kürzten die Sparrate für die Absicherung im Alter oder stellten das Sparen vorerst ganz ein. Auch andere Versicherungsverträge (außer Lebensversicherung) wurden von 13 Prozent der Betroffenen beitragsfrei gestellt oder sogar gekündigt. Acht Prozent schoben ihre Mietzahlungen auf.

Die Befragungsergebnisse untermauern damit die Befürchtungen von Finanzexperten, dass die Bereitschaft, sich mit Vermögensanlagen und Altersvorsorge zu befassen, während der Krise beträchtlich sinkt.

Was Vermittler jetzt tun sollten

„Finanzberater sollten in dieser Situation auf ihre Kunden zugehen. Finanzielle Engpässe lassen sich mit Beitragsstundungen oder Anpassung von Sparraten überbrücken. Auf jeden Fall sollten Vertragskündigungen verhindert werden. Wieder neu in die Vorsorge einzusteigen, ist immer schwerer als einen vorhandenen Vertrag später wieder zu den alten Bedingungen fortzusetzen“, so Klaus Morgenstern gegenüber procontra. Etliche Versicherer haben das Problem erkannt und reagierten mit Sonderregelungen, damit beispielsweise Beitragsstundungen einfacher möglich sind.

Zur Umfrage:
Die Online-Befragung wurde vom 08.05. - 11.05.2020 von INSA Consulere durchgeführt. Es nahmen 2.061 Personen aus Deutschland ab 18 Jahren teil.

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