Beziehungsweise Geld: Finanzielle Kommunikation unter Paaren

„Mehr Home als Office“, galt während der Coronapandemie vor allem für die Frau, wie Finanzexpertin Anne Connelly im Standpunkt-Podcast feststellt. Tatsächlich ist die Rollenverteilung traditionell noch immer recht altmodisch. Männer kümmern sich um die Finanzen, Frauen um das Heim. Aber wie sieht es beim Thema Altersvorsorge aus? Sprechen Paare überhaupt über Geld und finanzielle Anlagen?

Eine Lücke, die es zu schließen gilt: Gender Pay Gap

Ausbildung, dann Hochzeit, Haus und Kind, sind schon lange nicht mehr das Familienmodell der Moderne. Durch den demographischen Wandel tendieren Frauen wie Männer auch in Deutschland immer häufiger zum Karriereweg als erfolgreicher Single. Finanzielle Unabhängigkeit wird dadurch größer geschrieben als noch vor ein paar Jahren. Auch leistungsgerechte Vergütung klingt in diesem Zusammenhang nach einer logischen Konsequenz. Tatsächlich ist sie jedoch für die Mehrheit der weiblichen Bevölkerung mehr Mythos als Realität. Anlässlich des Equal Pay Day, am 7. März 2022, ermittelte das statistische Bundesamt, dass Frauen noch immer rund 18 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

Zwar lässt sich über die vergangenen 15 Jahre hinweg ein Aufwärtstrend verzeichnen, im Vorjahresvergleich stagniert die Zahl jedoch. Und das, obwohl Erhebungen erst seit dem Jahr 2006 stattfinden. Neben der Elternzeit liegt der Grund für die ungleiche Bezahlung oft in der jeweiligen Branche. Während Frauen tendenziell häufiger in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, bekleiden sie zudem seltener Führungspositionen. Allerdings: Auch für dieselbe Position mit gleichwertiger Ausbildung verdienen Frauen meist noch immer weniger als ihre männlichen Kollegen. Während Island ein Gesetz gegen etwaige ungleiche Entlohnung verabschiedete, herrscht in den Nachbarländern volle Gehaltstransparenz. Der Beweggrund: Die Schließung der Gender Pay Gap.

Klischeebehaftete Verhältnisse?

Die Bundesrepublik ist da weniger fortschrittlich. Zwar gibt es geringfügige Transparenzverordnungen, doch oft wissen die Deutschen noch nicht einmal, was die eigenen Lebensgefährten verdienen. Einer YouGov-Umfrage zufolge sind sich rund 85 Prozent der befragten Frauen bewusst, was der Partner verdient, bei den Männern sind etwa 80 Prozent informiert. Dabei scheint es durchaus wichtig, dass gewisse Rollenbilder erfüllt werden. Beinahe ein Drittel der Frauen gab an, dass sie Wert auf ein hohes Einkommen des Partners legen.

Ein kleiner Wandel zeichnet sich allerdings ab: 78 Prozent der befragten Männer gaben an, sie hätten kein Problem damit, wenn die Frau mehr verdient als der Mann. Ein Trend, der auch die Anzahl an Vätern betrifft, die Elternzeit nutzen. Destatis zufolge stieg hier der Väteranteil im Jahr 2020 auf knapp 25 Prozent.

Wer nicht fragt, bleibt dumm

Wir haben es also mit einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft, die über ihre finanziellen Verhältnisse spricht, zu tun, sollten Leser der Studie bei diesen Zahlen meinen. Weit gefehlt. Denn tatsächlich sprechen die meisten Paare erst beim Zusammenziehen über Geld. Finanzthemen gelten als privat und unromantisch. Dabei ist es zwar kein Tabuthema, jedoch reicht das Interesse vor allem bei langfristiger finanzieller Vorsorge für keine tiefgründigeren Gespräche. Eine Studie ermittelte, dass nicht einmal jeder dritte Deutsche von seinem Partner wissen will, wie er oder sie für den Ruhestand vorgesorgt hat. Egal, ob hinsichtlich der gesetzlichen Rente, ob eine betriebliche Altersvorsorge vorliegt, noch hinsichtlich Wertpapieren. Doch warum nicht? Die Antwort: Viele sehen Geld als Streitthema und möchten eben jenem aus dem Weg gehen. Dass das im Falle eines Todes, einer Trennung oder gar Scheidung irrelevant ist, sollten Vermittler ihren Kunden bewusst machen. Zudem: ehrlich währt bekanntlich am längsten.

Titelbild: © dusanpetkovic1/stock.adobe.com

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