Mentale Gesundheit: So wird das Vermittlerbüro zum Safespace

Der Sportartikelhersteller Nike und das Dating-App-Unternehmen Bumble haben eins gemein: Beide haben ihren Mitarbeitern nach entbehrungsreichen anderthalb Jahren Homeoffice eine Woche freigegeben. Zur Erholung, für die mentale Gesundheit. Bevor die Mitarbeiter wieder auf Bürobetrieb umstellen, sollen sie Zeit für sich haben. Zahlen des DAK-Psychoreports vom Vorjahr zeigen: Viele Mitarbeiter brauchen diese Auszeit dringend. Seit Jahren nehmen Fehlzeiten aufgrund psychischer Probleme zu – zeitgleich spielt das emotionale Wohlbefinden für viele Unternehmen noch eine untergeordnete Rolle. Wie geht’s also richtig? 

(Un-)zufriedenheit am Arbeitsplatz schlägt auf die Psyche

Wer sich ungerecht behandelt fühlt, verliert seine Motivation, ist lustlos, erschöpft oder gereizt. Hinzu kommen psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen. Mitarbeiter, die solch negative Erfahrungen am Arbeitsplatz erleben, sind im Jahresdurchschnitt zwei Tage länger krank. Das hat der Fehlzeiten-Report einer großen Krankenkasse ergeben und bekräftigt damit die Ergebnisse des DAK-Psychoreports. Er belegt, dass die Psyche sich sogar auf die Physis auswirkt: Körperliche Leiden wie Rückenschmerzen beispielsweise sind oftmals die Folge. 

Angesichts dessen raten Experten, dringend die Unternehmenskultur umzustellen. Laut der Studie haben für Arbeitnehmer Anerkennung, Vertrauen und eine faire Streitkultur den höchsten Stellenwert. Allerdings steht und fällt alles mit dem richtigen Verhalten des Vorgesetzten, ob dieser seine Mitarbeiter gerecht behandelt – und gerade an dieser Schlüsselstelle scheint es noch allzu oft zu kranken, meint Bernhard Badura von der Universität Bielefeld, der den Fehlzeitenreport mit herausgegeben hat. Gegenüber dem Deutschlandfunk sagt er: „Es ist auf der einen Seite so, dass wir Führungskräfte haben, die führen, aber dafür nicht ausgebildet werden. Wir haben viel zu häufig Kulturen des Misstrauens und der Angst in den Unternehmen. Und das sind Dinge, die auf Dauer nicht nur den Beschäftigten schaden, sondern sie schaden auch unserer Volkswirtschaft.“

Die Unternehmenskultur ist der Schlüssel zur mentalen Gesundheit

Diese falsche Unternehmenskultur führt dazu, dass Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen. Noch immer sind psychische Erkrankungen der Hauptgrund, weshalb Mitarbeiter im Laufe ihres Lebens arbeitsunfähig werden. Die Zahl der Fehltage wegen psychischen Erkrankungen ist laut aktuellem DAK-Psychoreport seit 2000 um 137 Prozent gestiegen, wobei Frauen noch häufiger als ihre männlichen Kollegen betroffen sind. 2019 erreichte die Anzahl der Krankschreibungen mit rund 260 Fehltagen pro 100 Versicherte einen Höchststand.

Ein alarmierendes Ergebnis für Experten. Badura von der Universität Bielefeld empfiehlt, das Problem ganz oben in der Führungsetage anzugehen. Führungskräfte sollten sich entsprechend fortbilden und sich darüber informieren, wie es ihren Beschäftigten geht. Allerdings nicht anhand der nackten Fehlzeiten, sondern in Form von Mitarbeiterbefragungen oder – wenn möglich – im persönlichen Gespräch.

Unterstützung der Betriebe durch die Krankenkassen

Die Bundesregierung hat die mentale Gesundheit ihrer Bürger inzwischen zur Chefsache erklärt. Da nicht jeder Betrieb die finanziellen Mittel habe, um unterstützende Schritte wie betriebliches Gesundheitsmanagement zu integrieren, unterstützen seit Mai 2017 die Krankenkassen Firmen in gemeinsamen regionalen Koordinationsstellen zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Aber auch kleine Schritte können Mitarbeitern schon helfen, die größten Stressfaktoren besser zu kontrollieren oder ganz abzuschalten. Die Website nachhaltigejobs.de nennt sechs Tipps, die sich im Büroalltag leicht umsetzen lassen.

Tipps für den Alltag: Mentale Gesundheit im Fokus 

  1. Pausen einlegen: Nicht immer lässt der stressige Berufsalltag es zu, aber sie sind umso wichtiger. Alle 25 Minuten empfehlen Experten fünf Minuten Pause. Mittags helfen ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein Plausch mit Kollegen.
  2. Digitale Achtsamkeit: Immer und ständig auf allen möglichen Kanälen erreichbar zu sein, schlaucht auch die stärksten Mitarbeiter irgendwann. Die meisten sind in ihrem Arbeitsalltag durch Emails, Skype-Chat, MS Teams, WhatsApp und Co digital reizüberflutet. Auch hier gilt: Einfach mal eine Pause nehmen oder nach Feierabend das Büro auch mental hinter sich lassen. 
  3. Das Wir-Gefühl stärken: Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung im Kollegenkreis trägt maßgeblich zur mentalen Gesundheit bei. Schon kleine Änderungen im Verhalten führen zu einem aktiven Miteinander. 
  4. Stärken einbringen: Viel zu oft richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Defizite und Schwächen. Das kostet viel Energie und nagt am Selbstwertgefühl. Hilfreicher ist es, sich der eigenen Stärken bewusst zu werden und diese in der Arbeit einzusetzen.
  5. Sinnhaftigkeit hinterfragen: Warum arbeite ich in diesem Job eigentlich 40 Stunden die Woche? Wofür? Fragen, die sich sicherlich schon viele Mitarbeiter gestellt haben. Und Fragen, die eine befriedigende Antwort verdienen. Einen Sinn in der Arbeit zu erkennen bedeutet, einen Beitrag zu etwas Größerem zu leisten. Worin dieser liegt, muss aber jeder selbst erkennen. Denn, nur wer im Einklang mit den eigenen Motiven und Werten arbeitet, steigert seine mentale Gesundheit. 
  6. Work-Life-Balance: Die Arbeit kann nicht alles im Leben sein. Wer 100 Prozent seiner Energie in sein Berufsleben steckt, dem bleibt für sein Privatleben und die damit wohlverdienten Ruhe- und Erholungszeiten kaum noch etwas übrig. 
Titelbild: © anatoliy_gleb/stock.adobe.com
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