Die besten Gesundheitssysteme der Welt im Vergleich zu den USA

Das US-Gesundheitssystem wurde in der Studie durchweg niedrig eingestuft.
Das US-Gesundheitssystem wurde in der Studie durchweg niedrig eingestuft. Copyright Canva
Von Tom Bateman
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Ein neuer Bericht, in dem 11 nationale Gesundheitssysteme verglichen werden, zeigt, dass das reichste Land die kränksten Bürger hat.

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In einer neuen Rangliste der internationalen Gesundheitssysteme im Vergleich zu dem der USA, die von einer US-Denkfabrik veröffentlicht wurde, stehen europäische Länder und Australien an der Spitze.

Angeführt wird die Liste von Norwegen, gefolgt von den Niederlanden und Australien auf Platz drei.

Der britische National Health Service (NHS) hatte die Rangliste bei der letzten Veröffentlichung im Jahr 2017 angeführt, ist seitdem aber auf den vierten Platz abgerutscht.

Das Gesundheitssystem der USA belegte den letzten Platz, eine Position, die es seit der ersten Rangliste mit 11 Ländern im Jahr 2004 innehat.

Was wurde in dem Bericht bewertet?

Der kürzlich veröffentlichte Bericht "Mirror, Mirror" bewertete die Gesundheitsversorgung in den USA im Vergleich zu anderen Ländern mit hohem Einkommen wie Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Neuseeland, Norwegen, Schweden, der Schweiz und Großbritannien. 

Die Studie wurde von der US-amerikanischen Interessenvertretung für das Gesundheitswesen, der Commonwealth Foundation, erstellt. Die 11 Länder wurden in fünf Kategorien bewertet: Zugang zur Gesundheitsversorgung, Versorgungsprozesse, Verwaltungseffizienz, Gerechtigkeit und Ergebnisse der Gesundheitsversorgung.

Jede Kategorie deckt mehrere Elemente der Gesundheitsversorgung ab. Die Bewertung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung umfasst beispielsweise sowohl die Erschwinglichkeit der Versorgung als auch die Zeit, die für die Inanspruchnahme der Versorgung benötigt wird.

Die folgende Grafik zeigt die elf Länder in der Rangfolge: Norwegen, die Niederlande, Österreich, Großbritannien, Deutschland, Neuseeland, Schweden, Frankreich, die Schweiz, Kanada und abgehängt die USA.

Was hat die Studie ergeben?

Insgesamt schnitten diejenigen Länder am besten ab, die die Kosten der Gesundheitsversorgung für die Patienten gesenkt haben. Hervorgehoben werden im Bericht die in Norwegen und der Schweiz eingeführten Obergrenzen für die Eigenbeteiligung sowie die 2013 in Deutschland getroffene Entscheidung, die Gebühren für Arztbesuche abzuschaffen.

Die Erschwinglichkeit der Gesundheitsfürsorge - durch Kostenfreiheit wie in Großbritannien oder durch Vereinfachung und Deckelung der Krankenversicherungskosten wie in der Schweiz - ging dem Bericht zufolge Hand in Hand mit einer besseren Bewertung der Verwaltungseffizienz.

Die Spitzenreiter Norwegen und die Niederlande wurden beide für den schnellen Zugang zu ihrer Gesundheitsversorgung gelobt.

Der Bericht hob Initiativen wie das norwegische Patientenrechtegesetz, das das Recht auf Versorgung innerhalb bestimmter Fristen festschreibt, und die niederländische Vorschrift, dass Allgemeinmediziner mindestens 50 Stunden pro Jahr für die Betreuung nach der Sprechstunde zur Verfügung stehen müssen, um ihre ärztliche Zulassung zu behalten, als Beispiele für eine wirksame Gesundheitspolitik hervor.

Die Gesundheitsversorgung in Großbritannien ist zwar am erschwinglichsten - der NHS bietet eine universelle Versorgung, die für die Patienten größtenteils kostenlos ist - aber die Bewertung des Landes wurde durch lange Wartezeiten für Behandlungen nach unten gezogen.

Der Bericht stellte zudem fest, dass sich die Kluft beim Zugang zur Gesundheitsversorgung zwischen Arm und Reich in Großbritannien vergrößert hat. Obwohl das Land immer noch sehr gut abschneidet, hat dieser Rückgang dazu beigetragen, dass Großbritannien vom ersten auf den vierten Platz zurückgefallen ist.

Amerikanischer Ausreißer

Die Gesundheitssysteme der USA, Großbritanniens und Schwedens schnitten bei der Gesundheitsversorgung sehr gut ab und erzielten gute Ergebnisse bei präventiven Maßnahmen wie Mammografien und saisonalen Grippeimpfungen.

In allen anderen Kategorien belegten die USA dem Bericht zufolge jedoch den letzten Platz. Die Gesamtergebnisse des US-amerikanischen Gesundheitssystems lagen so weit hinter denen der anderen zehn Länder zurück, dass sich die Autoren des Berichts gezwungen sahen, die Art und Weise der Berechnung der durchschnittlichen Leistung eines Landes zu ändern.

Nach der Methodik des Berichts waren die USA "ein so großer Ausreißer, dass sie die durchschnittliche Leistung negativ verzerrten".

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Mit anderen Worten: Das US-amerikanische Gesundheitssystem schnitt in der Analyse des Berichts so einzigartig schlecht ab, dass es die anderen ungerechtfertigt schlecht aussehen ließ.

Besonders besorgniserregend für die Autoren des Berichts waren die schlechten Gesundheitsergebnisse im US-amerikanischen Versicherungssystem.

Während die USA im Verhältnis zu ihrem BIP am meisten für die Gesundheitsversorgung ausgeben, weisen sie unter den 11 untersuchten Ländern die höchste Müttersterblichkeit und die meisten vermeidbaren Todesfälle auf.

Dem Bericht zufolge sind die US-Amerikaner auch kränker und ihre Lebenserwartung verringert sich.

Zu welchem Schluss kommt der Bericht?

Insgesamt stellte der Bericht der Commonwealth Foundation fest, dass die leistungsstärksten Länder eine allgemeine Gesundheitsversorgung bieten und Kostenbarrieren für die Gesundheitsversorgung beseitigen.

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Außerdem investierten sie in eine gemeindenahe Primärversorgung, z. B. durch Hausärzte, und verringerten den Verwaltungsaufwand, der gleichermaßen durch komplizierte Finanzierungssysteme für Patienten und medizinisches Personal entsteht.

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Schließlich investierten die Länder mit den besten Ergebnissen in soziale Dienste wie Kinderbetreuung, Verkehrsmittel, kommunale Sicherheit, besseren Wohnraum und verbesserte Leistungen für Arbeitnehmer, was dem Bericht zufolge "zu einer gesünderen Bevölkerung und weniger vermeidbaren Inanspruchnahmen des Gesundheitswesens" führte.

"Wie die COVID-19-Pandemie deutlich gezeigt hat, verfügt kein Land über ein perfektes Gesundheitssystem", heißt es in dem Bericht.

"Aber wenn alle Länder von dem lernen, was in anderen Ländern funktioniert hat und was nicht, haben sie die Möglichkeit, neue Strategien und Praktiken auszuprobieren, die sie dem Ideal eines Gesundheitssystems näher bringen, das eine optimale Gesundheit für alle Menschen zu einem Preis bietet, den sich die Nation leisten kann."

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