Oft ein Hindernislauf: Der Wunsch nach einer eigenen Familie

Familie
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Der demographische Wandel stellt die Weltbevölkerung in vielerlei Hinsicht vor Herausforderungen. Menschen gründen später Familien, leben als Single oder entscheiden sich generell gegen Nachwuchs. Und dann gibt es diejenigen, die durchaus einen Kinderwunsch haben. Ihr Weg zur Familiengründung führt immer häufiger über eine Adoption oder Fertilisation. Das ist meist weder eine leichte Entscheidung, noch ein leichter Vorgang.

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Vater, Mutter, Kind, ist längst nicht mehr das klassische Modell. Alleine in Deutschland lebten im Jahr 2021 rund 23 Millionen Menschen als Single. Also ledig und allein lebend. Und hierbei handelt es sich, Statista zufolge, zum Teil durchaus um überzeugte Alleinstehende. Etwa fünf Millionen Deutsche sind überzeugt von ihrem Singledasein. Der Löwenanteil der Singles befindet sich dabei in einem Alter zwischen 18 und 29 Jahren. Zwischen 30 und 39 Jahren, in der durchschnittlichen Phase der Familiengründung, sinkt der Anteil der Alleinstehenden. Nur noch gut jeder Vierte ist in dieser Zeit ohne Partner. Eine Statistik, die sich in den 40ern wieder ändert. Viele Langzeitbeziehungen trennen sich dann wieder.

Eine Paarbeziehung bedeutet dabei jedoch nicht zwangsläufig, dass daraus Kinder hervorgehen. Von 35,1 Millionen Menschen, die im Jahr 2019 als Eheleute zusammenlebten, waren statistisch gesehen über 19 Millionen kinderlos.

Kinder-, nicht wunschlos

Nun steigt zwar die Anzahl derer, die sich aktiv für ein Singledasein entscheiden, das schließt jedoch den Kinderwunsch ebenso wenig aus, wie eine Paarbeziehung diesen voraussetzt: überhaupt nicht. Obwohl in diesem Altersabschnitt die höchste Single-Quote herrscht, wünschen sich rund 61 Prozent der (noch) Kinderlosen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren Kinder. Ein Wunsch, den beide Geschlechter gleichermaßen, unabhängig von ihrem Bildungsstand äußern. 26 Prozent davon möchten sogar drei oder mehr Kinder, wie das Bundesamt für Statistik erhob.

Dabei handelt es sich jedoch um einen Wunsch, der häufig nicht erfüllt wird. Dem BMFSFJ zufolge ist in Deutschland beinahe jedes zehnte Paar im Alter zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos. Die meist medizinischen Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig. Dabei kann es sich beispielsweise um einen gestörten Zyklus der Frau handeln, aber ebenso die stark eingeschränkte Zeugungsfähigkeit des Partners.

Kosten und Mühen

Wenn beispielsweise eine eingeschränkte Zeugungsfähig- oder Fruchtbarkeit vorliegt, hilft vielen Paaren eine In-virto-Fertilisation (IVF). Erstmals im November 1977 in Großbritannien erfolgreich durchgeführt, zählt sie heute zu den Standardbehandlungen der Kinderwunsch-Medizin. Rund 25 Prozent der Patientinnen sind nach einer Behandlung in freudiger Erwartung. Dennoch. Die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung sinken mit dem Alter. Bei einer 45-jährige Frau sind es nur noch zwölf Prozent. Zudem übernehmen Staat und Krankenkassen in manchen Fällen zwar einen Kostenteil der Behandlung, für das Paar bleibt es dennoch eine finanzielle Belastung. Dass viele die Prozedur dennoch in Kauf nehmen, zeigt die Statistik: Im Jahr 2021 wurden über 21.000 In-vitro-Fertilisationen in Deutschland durchgeführt.

Es wächst zusammen, was zusammen gehört

Eine weitere Möglichkeit, den eigenen Kinderwunsch zu erfüllen, lautet Adoption. Obwohl es sich dabei um einen bürokratisch aufwendigen Prozess handelt, steigt die Nachfrage an. 3.843 Kinder adoptierten die Deutschen im Jahr 2021 – zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um Fälle, bei denen Kinder in eine bestehende Familie adoptiert werden. Vor allem das Modell Patchwork setzt sich durch.

„Zwei Drittel davon wurden von ihren Stiefvätern oder Stiefmüttern angenommen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, wurden die Stiefkinder dabei immer häufiger im Säuglings- oder Kleinkindalter von unter drei Jahren adoptiert“, schreibt hierzu Destatis.

Vorausschauende Familienplanung

Gerade in letzterem Beispiel steht der Kinderwunsch nicht zwangsläufig im Vordergrund. Die Entscheidung hat einen rechtlichen Hintergrund. Familien, die im Patchwork Modell zusammenleben, erleben den gemeinsamen Alltag zwar wie eine klassische Familie, doch zeigt sich in einem Ernstfall schnell, wo die rechtlichen Grenzen liegen. Auch der Experte für Generationenberatung, Steffen Moser, machte diese Erfahrung. Denn während durch Fertilisation entstandene Kinder biologisch ohne rechtlichen Zweifel die eigenen sind, ist die Sach- und vor allem Rechtslage bei nicht leiblichen Kindern deutlich komplizierter. Auch, wer sich hier gegen eine Adoption entscheidet, sollte daher gesteigerten Wert auf die entsprechenden Vorsorgedokumente legen.

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